Zufrieden, aber kritisch

TRIER. Mit einigen Ausnahmen sind die Patienten in der Region Trier zufrieden mit ihren Ärzten. Knapp 3000 Arztbesucher konnten in einer Befragung ihre Meinung sagen.

Carl-Heinz Müller, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Trier, weiß nicht, ob er zufrieden lächeln oder doch lieber ernst dreinblicken soll. Zwar bescheinigt die erstmalige Patientenbefragung den knapp 700 niedergelassenen Ärzten in der Region, dass sie gute Arbeit machen und dass die Patienten ihnen vertrauen. Doch legt die vom Soziologen Rüdiger Jacob von der Uni Trier und dem Trierer Gesundheitsamts-Chef Harald Michels geleitete Befragung einige Defizite deutlich offen. Viele Ärzte können offenbar ihre Praxis nicht richtig organisieren, die Patienten müssen zu lange warten, egal ob mit oder ohne Termin. Für Rüdiger Jacob "ein großes Problem", das auch Müller durchaus nachdenklich stimmt. Zumal diese schlechte Note das ansonsten gute Zeugnis der Ärzte etwas verhagelt. Dass drei Viertel der knapp 3000 im vergangenen Jahr Befragten ihrem Arzt vertrauen, sei selbst für ihn überraschend gewesen, gesteht Müller. Obwohl bei der Befragung die Gesundheitsreform noch gar kein aktuelles Thema war, nutzen die Ärzte nun die Ergebnisse, um gegen die Reformpläne zu wettern. So gebe es keinen Beweis für die von einigen Reformern angeprangerte Zwei-Klassen-Medizin zwischen gesetzlich und privat Versicherten, sagt Müller: Die Patientenbefragung lässt allenfalls bei der Wartezeit einzelner Fachärzte Unterschiede erkennen. Trotzdem glauben immerhin 24,3 Prozent der Befragten, dass privat Versicherte bevorzugt würden. Ein klares Imageproblem der Ärzte, glaubt Jacobs. Außerdem zeige die Studie, so die Befrager, dass das geplante Hausarztmodell unnötig sei. 90,2 Prozent der Patienten in der Region gingen ohnehin bereits zuerst zum Hausarzt, wenn sie krank sind. Von da werden sie dann häufig überwiesen an Fachärzte, also genau das, was Gesundheitsministerin Ulla Schmidt erreichen will. Auch dem Vorwurf, dass Patienten nur zum Arzt gehen, damit er ihnen was verschreibe, wird widersprochen: Nur 37,2 Prozent erwarten das von ihrem Arzt. Stattdessen wünschen sie sich, dass er sie genau kennt (89,4 Prozent) und er ihnen Mut macht und sie tröstet (81 Prozent). Für die Ärzte ein Beispiel, an Praxisgebühr und höheren Medikamenten-Zuzahlungen zu zweifeln. Zumindest sei es fraglich, dass dadurch Einsparungen erzielt werden, wenn die Patienten mehr Wert auf Vertrauen zum Arzt legten, als auf das Schreiben von Rezepten.

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