Zum Rauchen bitte an die Theke

TRIER. Noch setzt der Gesetzgeber beim Thema "Rauchen in der Gastronomie" auf Freiwilligkeit. Doch der Countdown läuft. Stehen bis 2008 in Restaurants nicht ausreichend Nichtraucherplätze zur Verfügung, droht ein gesetzliches Qualmverbot. "Das ist gut so", sagen Kritiker der freiwilligen Selbstregulierung.

Seit einigen Wochen stehen auf den fünf Tischen in der Trierer Gaststätte "Weinhexe" keine Aschenbecher mehr, sondern Plastikschilder: "Liebe Raucher", wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie ihre Freude am Genuss von Tabak mit Rücksicht auf unsere nichtrauchenden Gäste in anderen Räumlichkeiten, etwa an unserer Theke, ausleben würden." Worüber einige Gäste anfangs irritiert waren, hat sich mittlerweile eingespielt. "Die meisten halten sich an die Bitte", sagt Wirtin Eleonore Ley, "nur einige wenige rauchen trotzdem."Den letzten Anstoß, ihr Weinlokal zumindest teilweise zur rauchfreien Zone zu erklären, gab Ley, selbst Ex-Raucherin, im letzten Jahr ein Gast. Der schrieb ihr nach einem Abend in dem Lokal: Die Weine seien ausgezeichnet gewesen, er komme gerne wieder, aber nur, wenn nicht mehr geraucht werde.

Ähnliche Erfahrungen hat auch die Restaurantchefin Julia Lauer gemacht, ehe sie in ihrem Weinhaus Ayler Kupp im letzten Oktober das Rauchen komplett untersagte. Zuvor war es mehr als einmal vorgekommen, dass Gäste bei Weinproben oder gutem Essen einfach aufstanden und gingen, weil am Nachbartisch geraucht wurde. "Da habe ich mir gedacht: Jetzt ziehe ich das einfach durch mit dem Rauchverbot", sagt die Gastronomin.

Fünf Monate sind seitdem vergangen, und Julia Lauers Erfahrungen sind durchaus zweischneidig: Beim Umsatz habe sie Einbußen, sagt sie, "aber bei den Gästen, die kommen, ist die Akzeptanz sehr groß". Selbst viele Raucher begrüßten das Verbot, meint die Geschäftsfrau, die - anders als ihr Ehemann Peter - nichts von einer gesetzlichen Regelung hält: "Das sollte schon den Inhabern überlassen werden."

Wie Julia Lauer setzen auch die Verantwortlichen des Hotel- und Gaststätten-Dachverbands Dehoga auf Freiwilligkeit statt Zwang. "Die Gäste sind doch wesentlich vernünftiger geworden", sagt Dieter Kettermann, Chef des Dehoga-Kreisverbands Bernkastel-Wittlich. Seine Beobachtung: Ein Schild mit der Aufschrift "Danke, dass Sie nicht rauchen" werde meistens auch beachtet. "Fatal", meint Ex-Raucher Kettermann, "wenn man da jetzt mit gesetzlichen Regelungen und womöglich Geldstrafen kommt."

Ähnlich sieht das auch sein Trierer Kollege Helmut Scheuering. "Die größeren Hotels und Restaurants weisen schon aus eigenem Interesse Nichtraucherzonen aus", sagt der Trierer Dehoga-Chef und Gelegenheitsraucher. Gesetzliche Regelungen seien überflüssig, geregelt sei schon heute viel zu viel.

Nikotin-Kritiker wie der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sehen dies freilich völlig anders. Das Rauchverbot in Gaststätten werde auch in Deutschland kommen, prognostiziert er- "und das ist gut so". An die Selbstregulierung des Gastgewerbes glaube er "nicht im Traum".

Ein Gegenbeispiel ist das Restaurant Casa Verde in Trier-Ruwer. Nachdem Inhaber Richard Illien in einer Fachzeitschrift von der Selbstverpflichtung gelesen hatte, schritt der Gastronom zur Tat: Ein Raum in seinem Restaurant ist Rauchern vorbehalten, der andere, etwas kleinere, Nichtrauchern. Illiens Erfahrungen mit der Zweiteilung sind gut: "Das hat sich positiv aufs Geschäft ausgewirkt." Von einer gesetzlichen Regelung hält auch der Casa-Verde-Betreiber nichts: "Es funktioniert auch ohne." Ganz anderer Meinung ist Eleonore Ley, Chefin "Weinhexe": "Wir brauchen eine gesetzliche Regelung", meint die Gastronomin, "die meisten Deutschen sind einfach zu uneinsichtig."

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