Zur Kur auf die Kanaren

TRIER. (np) Die Deutschen werden immer älter und dabei nicht unbedingt ärmer. Sie sind heftig umworbene Gäste der internationalen Wellness- und Kurhotels. Denn je weniger die Kassen zahlen, desto wichtiger wird die Vorsorge auf eigene Kosten.

Im vergangenen Jahr unternahmen 1,6 Millionen Deutsche rund 2,5 Millionen gesundheits-orientierte Urlaubs- und Kurzurlaubsreisen. Der Löwenanteil ging mit 1,4 Millionen an den Kur-Urlaub, bei dem gründliche Vorsorge und Linderung von Gesundheitsproblemen im Vordergrund stand. Auf Platz zwei folgt mit rund 800 000 Reisen der Wellness-Urlaub, auf Platz drei der Beauty-Urlaub mit knapp 200 000 Reisen. Schlusslicht bildet mit nur etwa 10 000 Reisen der so genannte Anti-Aging-Urlaub, der sich erst allmählich zu einem eigenständigen Marktbereich entwickelt.Wie die Marktforscher des Münchner Instituts für Freizeitwirtschaft in ihrer neuen Studie über Marktchancen im Gesundheitstourismus herausfanden, ist das Interesse vor allem an Wellness-Urlaub stabil und groß. Es handele sich dabei nicht um eine Mode-Erscheinung; vielmehr etablierten sich hier neue große Marktfelder innerhalb des Gesundheitstourismus, so die Marktforscher. Die Ergebnisse der Münchner Studie basieren auf einer repräsentativen Erhebung bei Gesundheitsurlaubern und Interessenten an Gesundheits- oder Wellnessurlaub.Auch in Zukunft, so die Voraussagen, werden die Einkommen weiter auseinander driften, die Unterschiede zwischen Arm und Reich werden größer. Das spärliche Wirtschaftswachstum wird vor allem den Besserverdienenden zugute kommen. Da gerade sie ihre Gesundheit möglichst nicht dem Zufall überlassen wollen und Krankenkassen-Leistungen schrumpfen, dürften dem Gesundheitsurlaub goldene Zeiten bevorstehen.Die Gesamtzahl aller gesundheitsorientierten Urlaubs- und Kurzurlaubsreisen wird bis 2010 um 78 Prozent zunehmen, versprechen die Hochrechnungen. Damit zählen Wellness- und Kur-Urlaub zu den dynamischsten Aufsteigern der nächsten Jahre.Die vier Geschäftsfelder Kur, Anti-Aging-, Wellness- und Beauty-Urlaub unterscheiden sich jedoch erheblich voneinander. Die Beweggründe für den Urlaub, die gewünschten Behandlungs-Angebote und die bevorzugten Ziele sind bei den einzelnen Kunden sehr verschieden. Während Kurgäste an soliden und längeren Behandlungen mit entsprechenden gesundheitlichen Erfolgen interessiert sind, suchen Wellness- und Beauty-Urlauber eine edle Umgebung, die neben Strand oder Berge auch Kultur und Sportmöglichkeiten bietet.Doch nicht alle angebotenen Therapien und Behandlungen kommen an. Wie die Münchner Marktforscher in ihrer Studie herausfanden, gibt es eine Reihe von Angeboten, mit denen die Urlauber bereits vertraut sind und die sie auch weiterhin schätzen, wie etwa Massagen, Fango oder Wirbelsäulengymnastik.Andererseits gibt es Angebote, die vielen Interessenten noch unbekannt sind und die sie gerne kennen lernen möchten, wie etwa Atemtherapie oder Ayurveda. Der Wachstumsmarkt Wellness- und Gesundheitsurlaub wird im übrigen nicht nur deutschen Kurorten und Wellnesshotels zugute kommen, sondern auch einer Reihe von Ländern in Europa und Asien. An der Spitze liegen hier Österreich, Italien und die Schweiz, im oberen Mittelfeld folgen Spanien, Ungarn und Tschechien, im unteren Thailand, China und Indien. Der weltweite Wettbewerb um die wohlhabenden deutschen Kur- und Wellnessurlauber wird in den nächsten Jahren wohl noch erheblich zunehmen. So hat beispielsweise der Tourismusrat der Kanaren im Jahr 2000 ein Programm beschlossen, zu dem auch die Förderung des Kur-Gedankens in seiner modernen Ausprägung gehört.Das Programm trägt nun schon Früchte: Rund ein Dutzend Hotels bietet den Wellness-Fans auf Gran Canaria heute im größeren Umfang sanfte Erholung an: von Ayurveda über Magnetfeldtherapie bis Zen-Meditationen. Die Angebote erreichen allerdings mitunter Preiskategorien, die mit der Miete für Liegestuhl und Sonnenschirm am Strand nichts mehr gemein haben. Weniger sanfte Eingriffe können verschiedentlich mitgebucht werden: Zahnmedizin und Plastische Chirurgie, wie beispielsweise Facelifting oder Nasenkorrekturen.

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