Zwei Jahre Dauerwahlkampf

Wie geht es nach dem Rücktritt von Vizekanzler Franz Müntefering weiter mit der Großen Koalition? Droht in den nächsten zwei Jahren ein Dauerwahlkampf? Darüber sprachen wir mit dem Trierer Politikwissenschaftler Uwe Jun.

 Parteienforscher Uwe Jun. Foto: privat

Parteienforscher Uwe Jun. Foto: privat

Trier. (wie) Der Trierer Parteienforscher Uwe Jun, Jahrgang 1963, sieht die Große Koalition derzeit geschwächt. TV-Redakteur Bernd Wientjes sprach mit dem Politikwissenschaftler. Wie stabil ist die Große Koalition nach dem Abgang Münteferings? Jun: Die Große Koalition ist ein Stück weit instabiler geworden. Müntefering war der Hauptansprechpartner der SPD für die Bundeskanzlerin. SPD-Chef Kurt Beck geht gestärkt hervor. Es ist also richtig, dass Beck in Mainz bleibt? Jun: Er hat von Mainz aus mehr Spielraum, ist nicht in die Kabinettsdisziplin eingebunden, er kann den Koalitionspartner stärker kritisieren und mehr eigenständige Schwerpunkte setzen. Wird Beck Kanzlerkandidat der SPD? Jun: Es deutet derzeit vieles darauf hin. Beck hat sich in den vergangenen Wochen als starke Führungspersönlichkeit in der SPD positioniert. Aber noch einmal: Hat die Große Koalition überhaupt eine Zukunft? Jun: Diese Frage wird sich in den nächsten Monaten vor allem die Union häufiger stellen. Sie hat die Chance, Neuwahlen anzustreben, um dann mit der FDP zusammen eine neue Regierung zu bilden. Das Interesse, die Koalition fortzuführen ist bei der SPD größer, sie muss sich weiter konsolidieren. Allerdings gibt es zwischen der SPD und der Union doch mehr Gemeinsamkeiten als erkennbar. In den Leitlinien etwa bei der Innen- und Außenpolitik ist man sich weitestgehend einig. Ist die Große Koalition in den nächsten zwei Jahren überhaupt noch handlungsfähig, oder droht ein Dauerwahlkampf? Jun: Beides. Dass sie handlungsfähig ist, beweist die Koalition jeden Tag. Auf der anderen Seite werden die rhetorischen Angriffe auf beiden Seiten zunehmen, die Differenzen werden noch stärker hervortreten. Das kann natürlich zum vorzeitigen Ende der Koalition führen.

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