Zwischen Erinnerung und neuem Schrecken

Eigentlich sollte es ein Tag der Erinnerung werden. Die Bombendrohung am Montagabend hat auf der US-Airbase Spangdahlem und in der Umgebung den Terror vom 11. September 2001 unmittelbarer ins Gedächtnis gerufen, als es sich die Menschen dort je vorgestellt hatten.

Spangdahlem/Binsfeld/Herforst. (bec) Während ganz Amerika schweigt in Gedenken an die Opfer der Anschläge vom 11. September 2001, muss Colonel Darryl Roberson, Kommandeur der US-Airbase Spangdahlem, reden. Mit Journalisten, mit Behörden, der Polizei und seinen Mitarbeitern. Auch wenn es gegen die Airbase schon öfter Drohungen gab: Die zum Jahrestag der Terroranschläge bekommt eine völlig neue Dimension. Trotz Kontrollen und schärfster Sicherheitsvorkehrungen soll der Tag ablaufen wie geplant: Mit Fahnen, die von Feuerwehrleuten und Polizisten gehisst werden, und einem Gedenkgottesdienst. Aber auch mit Trainingsflügen und Übungseinheiten. Als "business as usual" - so nennen es die Amerikaner, wenn alles seinen gewohnten Gang geht - möchte er das trotzdem nicht bezeichnen, denn "dazu nehmen wir die Drohung zu ernst", sagt Roberson im Gespräch mit dem TV.Als "business as usual" lässt sich das, was sich vor den Toren der Airbase abspielt, auch kaum benennen: Soldaten überprüfen mit Hunden, wer sich dort aufhält, überall patroullieren deutsche Polizeiwagen. Auch in den umliegenden Dörfern wie Binsfeld und Herforst. Dort bleiben die Menschen ruhig, nur wenige haben ihre Kinder nicht in die Schule geschickt. "Ich würde es mir nie verzeihen, wenn etwas geschieht", sagt eine besorgte Mutter. "Wir nehmen das ernst", sagt Holger Klee, Schulleiter der Grundschule Spangdahlem, "aber ich glaube, dass die Behörden es auch ernst nehmen. Wenn es sich um eine ernsthafte Bedrohung handeln würde, wären wir informiert worden." Wie die meisten hat er von der Drohung aus den Medien erfahren. "Die Binsfelder fühlen sich gut bewacht", sagt Bürgermeister Lothar Herres. Er ist selbst Polizist, und als er am Montag das Geschehen rund um die Wohnsiedlung der Amerikaner in Binsfeld beobachtet habe, sei ihm klar gewesen, dass etwas passiert sei. Schon länger sei in Binsfeld Zivilpolizei unterwegs, "aber so bewacht wie in der Nacht von Montag auf Dienstag sind wir wohl noch nie worden". Genau wie sein Herforster Amtskollege Wolfgang Faber sieht er keinen Grund zur Panikmache, "aber an einem 11. September ist die Nervosität besonders groß".

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