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Vor einigen Wochen bei der offiziellen Inthronisation eines neuen Verwaltungs-Chefs: Die Leiter von mehreren Dutzend Behörden sind kurz nach dem Mittagessen in einen schmucken Trierer Rokoko-Saal geeilt, dazu ein Mainzer Minister und etliche Kommunalpolitiker.

Es gibt klassische Musik, eine Handvoll Ansprachen, Blumen für die Frau Gemahlin, später noch ein paar Schnittchen und einen Umtrunk. Nach solch einem Fest-Akt ist der Arbeitstag der Anwesenden für gewöhnlich vorbei. Ob angenehm oder eher lästig: Für den Chef einer Behörde gehören Repräsentations-Verpflichtungen zum Geschäft. Ähnliches gilt auch für den einen oder anderen Wirtschaftsführer. Drei dieser Herren sind an diesem Mittag auch in den Rokoko-Saal gekommen. So rechtzeitig, dass vor Beginn der Zeremonie noch Zeit bleibt zum Händeschütteln und für ein paar kurze Gespräche. Als die Feier beginnt, sitzen die drei Herren einträchtig nebeneinander in der letzten Reihe neben der Tür. Es dauert nicht lange, da greift der erste bereits nach seinem Handy und verschwindet nach draußen. Es muss wichtig gewesen sein, denn der gute Mann kommt nicht mehr zurück. Nicht viel anders ergeht es kurze Zeit später auch seinen beiden Kollegen. Das Handy vibriert - und weg sind sie. Geräuschlos und von den meisten Anwesenden unbemerkt. "Da sieht man, wer von denen hier noch richtig am Arbeiten ist", kann sich einer meiner Nachbarn eine lästerliche Bemerkung nicht verkneifen. Hauptsache, von den "Sitzenbleibern" hat das niemand gehört.

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