Ab heute gilt die Sommerzeit - Mehr als zwei Drittel der Deutschen sind für Abschaffung der Zeitumstellung

Trier · In der Nacht zum Sonntag hat die Sommerzeit begonnen und damit auch die jährlich wiederkehrende Frage: Werden die Uhren nun um eine Stunde vor oder zurück gestellt? So alt wie die Zeitumstellung ist die Kritik daran. Wird die Sommerzeit womöglich bald gekippt?

Ist es wahr oder gelogen, dass sich die CDU auf einem Bundesparteitag vor zwei Jahren für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen hat? Die Antwort: Es stimmt. Ein entsprechender Antrag des CDU-Kreisverbands Rheinisch-Bergischer Kreis wurde im April 2014 tatsächlich in Berlin mehrheitlich verabschiedet. Bedeutendes scheint seitdem aber nicht passiert zu sein, sonst wären die Uhren in der Nacht zum Sonntag nicht europaweit um eine Stunde vor gestellt worden.

Nachfrage in der Berliner Parteizentrale: Seit dem CDU-Beschluss habe es mehrere Anfragen an die EU-Kommission gegeben, lautet die wenig aussagekräftige Antwort. Allerdings wittert der CDU-Europaabgeordnete und Zeitumstellungsgegner Herbert Reul Morgenluft: Ein neues, 200 Seiten starkes Bundestagsgutachten kommt nämlich - kurz gesagt - zu dem Ergebnis, dass die Sommerzeit nichts bringt - außer vielleicht gesundheitliche Scherereien. Nach einer aktuellen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa hat jeder dritte Deutsche wegen der Zeitumstellung schon einmal Gesundheitsbeschwerden gehabt. 74 Prozent der Befragten halten das zweimal jährliche Uhrumstellen für überflüssig. Die Befürworter argumentieren dagegen, dass durch die Sommerzeit Energie gespart werde und die Menschen nach Feierabend mehr draußen unternehmen könnten, weil es abends länger hell ist.

CDU-Europapolitiker Herbert Reul sieht sich in seiner Ablehnung durch die neuen Gutachten bestätigt. "Ich sehe Mehrheiten gegen die Zeitumstellung im EU-Parlament, im Bundestag und in vielen EU-Ländern", sagte die FDP-Politikerin Gudrun Kopp unserer Zeitung. So schnell dürfte sich allerdings nichts bewegen. Ende Oktober werden die Uhren wieder um eine Stunde zurück gedreht.Extra: Zeitumstellung


Durchgeführt wird die gesetzlich vorgeschriebene Zeitumstellung von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Sie betreibt mehrere Atomuhren, die an einen Sender im hessischen Mainflingen gekoppelt sind. Dessen Signal lässt Millionen Uhren automatisch um eine Stunde vorspringen.

Erstmals eingeführt wurde die Sommerzeit vor genau 100 Jahren während des Ersten Weltkriegs. Zwischen den Weltkriegen und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Umstellung jedoch wieder abgeschafft. Erst 1980 wurde sie erneut eingeführt, um mit ihrer Hilfe das Tageslicht im Sommer eine Stunde länger nutzen zu können und Energie zu sparen.

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