Angst vor Angriffen: Polizei will Elektroschocker einsetzen - Immer mehr Attacken auf Beamte

Trier/Mainz · Vor allem Messerattacken machen Polizisten Angst. Die Diskussion um den flächendeckenden Einsatz von Elektroschockpistolen gewinnt in Rheinland-Pfalz an Fahrt. Das Innenministerium prüft, ob das sinnvoll ist.

Gewalt gegen Polizisten nimmt zu. Davon berichten auch Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums Trier. Es ist vor allem die Angst vor Messerattacken, die viele Beamte beunruhigt. "Der Angriff mit einem Messer ist viel gefährlicher als mit einer Schusswaffe", sagt Polizeihauptkommissar Siggi Müller, der sich auch als sozialer Ansprechpartner um die Sorgen und Probleme seiner Kollegen kümmert. Vor allem bei älteren Kollegen bestehe die Gefahr, dass die permanente Konfrontation mit Gewalt und Tod krank machen könne.

Die Polizeigewerkschaften fordern auch deshalb eine bessere Ausstattung der Beamten für Konfliktsituationen. Dazu gehört der flächendeckende Einsatz von Elektroimpulsgeräten (Tasern) im Streifendienst. Wie ein Sprecher des Innenministeriums auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds mitteilt, werden solche Schockpistolen bislang ausschließlich in Spezialeinheiten eingesetzt. Das Ministerium prüfe derzeit ergebnisoffen, ob und unter welchen Rahmenbedingungen die Verwendung des Tasers darüber hinaus möglich sei.

Mit der Einrichtung einer entsprechenden Arbeitsgruppe reagiert die Landesregierung auf eine Forderung der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Diese verweist darauf, dass im Alltag zwischen Schlagstock, Pfefferspray auf der einen und Schusswaffen auf der anderen Seite eine Lücke bestehe, wenn es darum gehe, gegen Angreifer vorzugehen. "Alle sollten froh sein, wenn diese Lücke geschlossen werden könnte", sagt GdP-Landesvorsitzender Ernst Scharbach.

Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DpolG) fordert eine Prüfung. Bundesvorsitzender Rainer Wendt hatte sich bereits im Februar im TV-Gespräch für den flächendeckenden Einsatz von Tasern starkgemacht. Um die Chancen, Probleme und Risiken aufzuzeigen, die damit verbunden wären, hatte die Gewerkschaft gestern in Mainz zum Praxistest eingeladen.

Kritiker sehen in dem Einsatz des Tasers ein erhöhtes Verletzungsrisiko, auch weil Getroffene unkontrolliert stürzen können. Die Hilfsorganisation Amnesty International listet 43 Personen auf, die im vergangenen Jahr in den USA durch den Einsatz von Polizeitasern gestorben sind.

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