Armee im Visier von Islamisten

Paris · Sie sind erst 17, 19 und 23 Jahre alt und planten schon die grausame Enthauptung eines französischen Offiziers. Ausgerechnet zum Jahrestag des Anschlags auf die Satirezeitung Charlie Hebdo wollten die drei jungen Männer einen Militärstützpunkt in Südfrankreich angreifen, einen Offizier entführen und ihn bei laufender Kamera enthaupten. Doch der Inlandsgeheimdienst DGSI verhinderte den brutalen Plan und nahm die drei Verdächtigen am Montag fest.

Paris. Am Mittwochabend informierte Innenminister Bernard Cazeneuve die Franzosen über das vereitelte Attentat: "Sie planten einen Terrorakt gegen französische Militäreinrichtungen", sagte der Sozialist in einer kurzen Stellungnahme.
Der DGSI war den Männern nach Angaben aus Ermittlerkreisen auf die Spur gekommen, weil Verwandte des erst 17-jährigen Hauptverdächtigen dessen Pläne meldeten, nach Syrien in den Dschihad zu ziehen. Daraufhin observierten die Agenten den Jugendlichen, hörten seine Telefonate ab und überwachten sein Internet. So kam der Geheimdienst drei anderen Verdächtigen auf die Spur, die zwischen 16 und 23 Jahre alt sind. Der jüngste von ihnen wurde am Donnerstag wieder freigelassen, weil die anderen ihn entlasteten.
Ausbildungszentrum als Ziel



Unter den Festgenommenen, die sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekennen, ist ein ehemaliger Marinesoldat. Der Matrose, dessen Vertrag im Januar auslief, soll die konkreten Informationen für das Anschlagsziel geliefert haben. Der 23-Jährige, der unter dem Namen "Der Emir" bekannt ist, war am Stützpunkt Fort Béar südöstlich von Perpignan im Einsatz. Auf der Basis am Mittelmeer, die die Islamistengruppe im Visier hatte, werden Sondereinheiten der Armee ausgebildet. Die Jugendlichen wollten den Kommandeur des Stützpunktes töten und enthaupten, um die grausame Tat dann nach Art des IS ins Internet zu stellen.
Dass die Verdächtigen so jung waren, überrascht die französischen Terrorexperten nicht, denn 63 Prozent der Freiwilligen, die in den Dschihad ziehen wollen, sind zwischen 16 und 21 Jahren alt. "Je jünger die Kandidaten sind, desto leichter sind sie zu beeinflussen", erklärte der Fachmann Bernard Tellier im Fernsehen das Phänomen. Jugendliche könnten sogar innerhalb von 48 Stunden zu Islamisten werden.
1850 radikale Dschihadisten



"Diese Personen verkörperten die echte Gefahr eines schweren Anschlags", warnte Regierungschef Manuel Valls. Er sieht Frankreich, das in Nordafrika und im Irak an Militäreinsätzen gegen Islamisten beteiligt ist, einer noch nie da gewesenen Terrorbedrohung ausgesetzt. Seit den Attentaten auf Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt Hyper Cacher, bei denen im Januar 17 Menschen starben, gilt im Großraum Paris die höchste Terrorwarnstufe.
Der Alarm war Ende Juni vorübergehend auch auf den Großraum Lyon ausgeweitet worden, nachdem der mutmaßliche Islamist Yassin S. dort einen Geschäftsmann enthauptet und dessen Kopf auf den Zaun eines Fabrikgeländes gespießt hatte - neben zwei islamistische Flaggen.
Diesmal sollte das Ziel die Armee sein. Auch das ist in Frankreich nicht neu: 2011 tötete Mohamed Merah im Großraum Toulouse drei Soldaten, bevor er eine jüdische Schule angriff und dort vier weitere Menschen erschoss.
Weitere Anschläge verhinderten Polizei und Geheimdienste in den vergangenen Jahren. 326 Terrorverdächtige wurden laut Cazeneuve seit 2012 festgenommen. Zur radikalen Dschihadistenszene in Frankreich sollen 1850 Menschen gehören.

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