Asphalt statt Ackerland: Bauern warnen vor hohem Flächenverbrauch

Trier · Deutschland eignet sich mit seinen guten Böden, seinem gemäßigten Klima und ausreichend Regen bestens für die Landwirtschaft. Dennoch dient immer weniger Land zur Lebensmittelerzeugung. Bauern warnen, dass der hohe Flächenverbrauch ihnen die Existenzgrundlage raubt.

 Symbol-Foto: iStock/© Alvinge

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Neue Häuser, neue Straßen, neue Steinbrüche, neue Gewerbegebiete - wo sie entstehen, können keine Kühe mehr grasen, kein Wein und kein Weizen kann mehr wachsen. Täglich werden in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 69 Hektar Fläche zugebaut. Das entspricht fast 100 Fußballfeldern. Ein Teil davon geht Bauern und Winzern verloren. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) betont, dass sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Rheinland-Pfalz seit 1950 um ein Viertel reduziert hat.

"Das darf so nicht weitergehen", sagt Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau, denn das sei ein Verbrechen an der Gesellschaft. Er prophezeit, dass Lebensmittel knapp werden, wenn die Ernten weltweit mal nicht so gut ausfallen wie in den vergangenen Jahren.

Die Verknappung des endlichen Landes wirkt sich auch auf die Preise aus, die mancherorts wegen des Flächenbedarfs von Biogasanlagen ohnehin bereits gestiegen sind. "Landwirte und Winzer spüren den Druck auf die Fläche", warnt Norbert Schindler, Präsident der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer. Im Umfeld von Ballungsräumen koste der Quadratmeter Ackerland schon mehr als fünf Euro. In der Region ist es meist weniger (rund ein Euro). Doch ziehen die Preise rings um Städte und in der Nähe Luxemburgs an. Angesichts der Milch- oder Getreidepreise seien viele Landwirte nicht mehr in der Lage, Land zu erwerben.

Besonders ärgert Horper, dass viele ökologische Ausgleichsmaßnahmen auf Kosten bäuerlicher Flächen gingen: Wenn eine Straße oder ein Gewerbegebiet entstehe, würden oft nahe gelegene Äcker aus der bisherigen Nutzung genommen und zu Biotopen entwickelt. Allein für das Megabauprojekt Hochmoselübergang entstünden 840 Fußballfelder Naturschutzfläche. Horper schlägt vor, stattdessen Gebiete zu entsiegeln oder "vergammelnde Bausubstanz" abzureißen. Das DLR rät zur Innenentwicklung von Dörfern, zum Flächenrecycling und dazu, Ökomaßnahmen in die landwirtschaftliche Produktion zu integrieren. Umweltministerin Ulrike Höfken verweist auf das Landesnaturschutzgesetz. Damit wolle man "den Flächenverbrauch begrenzen und gemeinsam mit der Landwirtschaft vorhandene Flächen für den Naturschutz aufwerten".

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