Auch Ex-Kandidat Steinbrück sieht SPD chancenlos

Berlin · Bei der SPD liegt es derzeit offenbar im Trend, sich kleinzumachen. Ende voriger Woche hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig CDU-Kanzlerin Angela Merkel über den grünen Klee gelobt und seiner Partei geraten, auf einen eigenen Kanzlerkandidaten zu verzichten (TV vom 25./26. Juli). Nun meldet sich Peer Steinbrück zu Wort.

Berlin. Peer Steinbrück hat die Genossen 2013 in die Bundestagswahl geführt - er holte aber nur 25,7 Prozent. Eine krachende Niederlage. In diesem Tal stecken die Sozialdemokraten laut Umfragen immer noch. Vielleicht glaubt der Ex-Kandidat auch deshalb, dass die SPD bei der nächsten Wahl nur ähnlich geringe Chancen haben wird. Sigmar Gabriel sei der beste Kanzlerkandidat, den die SPD vorzuweisen habe, sagte Steinbrück der Bild am Sonntag. Gabriels Problem ist freilich eines, das auch Steinbrück gut kennt: mangelnder Rückhalt. In der eigenen Partei ist Gabriel im Moment wenig gelitten. Nach seiner wechselhaften Positionierung in der Griechenlandfrage und nach seiner Rücktrittsdrohung beim Thema Vorratsdatenspeicherung hat sich sein Ansehen innerparteilich rapide verschlechtert. Ähnlich war es damals bei Steinbrück, als er Kanzlerkandidat war. Erstens unterliefen ihm im Wahlkampf viele Fehler, zweitens hatte er kaum Rückendeckung der Führung und der Basis.Kein Königsmörder in Sicht


Die SPD tut sich immer schwer mit ihrem Spitzenpersonal. Gabriels Vorteil ist, dass derzeit kein Königsmörder in Sicht ist - oder jemand, der es besser machen könnte und wollte. Die SPD ist dennoch hochgradig nervös. In den sozialen Netzwerken wird derzeit viel Frust abgelassen. Und eine von Selbstzweifeln geplagte Partei wird politisch kaum mit ihren Positionen überzeugen können. Für Steinbrück steht zudem fest: Für ein gutes Wahlergebnis fehlen die richtigen Inhalte.
Galt früher noch das Ziel 40 plus X, so werden die Sozialdemokraten laut Steinbrück Schwierigkeiten haben, auch nur die 30-Prozent-Marke zu knacken: "Das Abarbeiten des Koalitionsvertrages wird die SPD nicht über 30 Prozent führen. Die SPD mobilisiert nicht, sie weckt keinen Enthusiasmus, sie reißt niemanden mit", so das deftige Urteil des Ex-Kandidaten. Schuld an den schlechten Umfragewerten ist Steinbrück zufolge die Fixierung der SPD auf das Thema soziale Gerechtigkeit. Entscheidend sei: "Mit welcher Erzählung tritt die SPD 2017 an?" Die wiederum hatte Steinbrück 2013 auch nicht zu bieten.

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