Geschichte Ausstellung: Römische Legionen retten Trier vor dem Bürgerkrieg

Trier · Die erste Kooperationsausstellung der rheinland-pfälzischen Landesmuseen präsentiert in Trier die Geschichte der Garnison Mogontiacum, des heutigen Mainz. Die Gegenüberstellung von Steinfunden und Alltagsgegenständen aus Mainz gibt den Legionären ein Gesicht.

Trier. Ob Gaius Cassius Geminus von einer langen ruhmreichen Karriere in der 15. Legion Kaiser Caligulas geträumt hat? Fest steht, dass der Sohn des Lucius aus Mediolanum, dem heutigen Mailand, mit nur 19 Jahren im Jahr 39 nach Christus seinen Legionärsdienst für das römische Imperium antrat. Ein Jahr später war der junge Soldat bereits tot. 1900 Jahre später wurde im Mainzer Stadtteil Weisenau sein Grabstein gefunden.
Wie dieses Monument eines einfachen Kriegers, wurden viele Hundert Artefakte der römischen Gründungszeit Mainz\' bei Grabungen oder zufällig beim Bau neuer Häuser oder Straßen gefunden. Sie bilden den reichen militärhistorischen Schatz der archäologischen Sammlung des Landesmuseums Mainz. 250 der häufig einzigartigen Exponate wurden nun zur ersten Kooperationsausstellung des Rheinischen Landesmuseums Trier (RLT) und des Landesmuseums Mainz (LM) zusammengestellt.
Die Ausstellung "Im Dienste des Kaisers. Mainz - Stadt der römischen Legionen" soll nicht nur einen Blick auf den Aufbau und die Bedeutung der Garnison Mogontiacum werfen, vielmehr wird erfolgreich versucht, das Leben und Sterben der Kämpfer im Dienste Roms möglichst greifbar zu machen und gleichzeitig einen Eindruck der Strukturen einer römischen Garnison zu vermitteln. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, beginnt am Freitag in Trier doch auch das große Römerspektakel Brot und Spiele.
Schwerpunkt: Militär


"Die Steine beginnen, in Kombination mit den anderen Ausstellungsstücken, förmlich zu sprechen", schwärmt Thomas Metz, Leiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.
Endlich sei es gelungen, die beiden römischen Städte in einer gemeinsamen Ausstellung zusammenzubringen. Erstmals habe man eine Schau entwickelt, die sich ausschließlich mit dem römischen Militär befasse. Dass sie nun zunächst in Trier gezeigt werde, bevor sie im kommenden Jahr in Mainz erneut aufgebaut werde, stelle die besondere Verbindung der beiden römischen Metropolen heraus, so der Generaldirektor. Bereits im Foyer des RLT wird darauf mit einem besonderen Stein hingewiesen.
22. Legion eilt herbei


Ein mächtiger Steinquader drückt den Dank der Bewohner der Augusta Treverorum, also Triers, aus. "Vor 1800 Jahren wurde er von den Trierern den Mainzern geschenkt. Sie dankten ihnen für die Rettung ihrer Stadt während eines Bürgerkrieges, der um 196 im Imperium Romanum tobte", berichtet Anne Kurtze, Referentin für Vermittlung vom RLT. Nach einem Hilferuf sei die 22. Legion umgehend aus der Garnisonsstadt herbeigeeilt.
Zwar wurde Trier nach derzeitigem Forschungsstand früher gegründet als Mainz, die Entwicklung der beiden Siedlungen verlief indes ähnlich rasant und weitestgehend parallel. "Trier und Mainz waren in ihren römischen Anfängen äußerst eng miteinander verbunden", erklärt Marcus Reuter, Direktor des RLT. Während Trier ab 17 vor Christus in nur wenigen Jahren zur Verwaltungsmetropole aufstieg, wurde Mogontiacum in kürzester Zeit zum Dreh- und Angelpunkt der Feldzüge gegen Germanien. Zeitweise waren 20 000 Legionäre zeitgleich am Rhein stationiert (siehe Extra).
In sieben Ausstellungsräumen wird ein Querschnitt durch 500 Jahre römische Geschichte am Rhein präsentiert. Die Ausstellung ist grob in drei Themenbereiche gegliedert: Die Gründungs- und Okkupationszeit der zuvor nur dünn von Kelten besiedelten Gegend des späteren Mainz, die ruhigere Limeszeit, in der die Stadt als Zentrum der militärischen Verwaltung auch wirtschaftlich aufstrebte, und die Spätantike, in der sie zur Grenzstadt wurde und erneut militärische Bedeutung erreichte.
"Die Kombination aus steinernen Dokumenten und Alltagsgegenständen macht den besonderen Reiz aus", sagt die LM-Kuratorin Ellen Riemer. Schön sei das an dem Fragment eines Soldatengrabsteins zu verdeutlichen: "Auf dem Stein ist gut ein fein gearbeiteter Dolch zu erkennen. Eine ähnliche Waffe zeigen wir in der Vitrine direkt daneben."
Die Ausstellung öffnet bis zum 7. April 2013 Dienstags bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Infos im Internet auf:
landesmuseum-trier.de
Extra: Brot und Spiele

Das Römerspektakel Brot und Spiele versetzt vom Freitag, 31. August, bis Sonntag, 2. September, seine Besucher ins römische Trier. Im Amphitheater beginnt Freitag um 19 Uhr die Show "Herkules und die Macht des Bösen" (auch Samstag um 15 und 19 Uhr sowie Sonntag um 16 Uhr). An den Thermen, im Palastgarten und am Landemuseum wird eine römische Erlebniswelt eingerichtet. Ab 11 Uhr öffnen dort ein Römerlager, der Vicus und das Exerzierfeld mit Shows und Vorführungen. Weitere Informationen auf: brotundspieletrier.de

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