Trier. Es war eine der Paraderollen des Filmbösewichts Gert Fröbe: In dem Streifen "Es geschah am hellichten Tag" spielte Fröbe Ende der 1950er Jahre den Kindermörder Schrott so überzeugend, dass es Zuschauern noch heute eiskalt über den Rücken läuft, wenn sie den Film sehen.
In der Realität sind Kinderschänder allerdings in den wenigstens Fällen so unsympathisch und abstoßend wie der von Fröbe verkörperte Schrott. Im Gegenteil. Und genau das macht es für Freunde, Kollegen oder Außenstehende so schwierig, einen möglichen Täter als solchen zu erkennen.
"Das hätte ich dem nie zugetraut", hören Andreas Zimmer und seine Mitarbeiterin Elisabeth Feils-Endres häufiger, wenn sie mit Kollegen in kirchlichen Einrichtungen reden, in denen es in der Vergangenheit einen Missbrauchsfall gegeben hat.
Zimmer leitet beim Bistum die Fachstelle Kinder- und Jugendschutz, die vor etwa drei Jahren als eine Folge des Missbrauchsskandals neu eingerichtet worden ist.
Bislang haben Zimmer und seine Mitarbeiter bereits 1844 Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen in ganztägigen Präventionskursen darin geschult, wie sie Kinder und Jugendliche vor sexuellen Übergriffen schützen oder Grenzverletzungen erkennen können. "Die Betroffenheit bei den Teilnehmern war teilweise sehr groß", zog Zimmer am Montag in Trier eine Zwischenbilanz, "vielen geht das Thema ziemlich unter die Haut."
Das ist laut Zimmer der Hauptgrund, warum die Präventionsschulung der insgesamt über 8000 Mitarbeiter nun nicht wie geplant bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen ist, sondern bis Ende 2017 gestreckt wird. "Wir mussten Tempo rausnehmen und die Gruppen kleiner machen", sagt der Experte. So würden etwa die Schulungen der Mitarbeiter von 527 Kindertagesstätteneinrichtungen erst im nächsten Jahr starten.
Für die größtenteils bereits geschulten 150 leitenden Mitarbeiter beginnt in diesem Monat eine zusätzliche Präventionsfortbildung. Deren Ziel sei es, maßgeschneiderte Schutzkonzepte für die einzelnen Einrichtungen zu erarbeiten, sagt Zimmer.
Für die Mitarbeiter der kirchlichen Einrichtungen ist die Teilnahme an den Präventionsschulungen Pflicht. Bislang habe aber niemand die Teilnahme verweigert, sagte Elisabeth Feils-Endres unserer Zeitung. Auch in anderen Bistümern gibt es vergleichbare Schulungen, allerdings sind nach Angaben der Trierer Experten die Kurse nicht überall verpflichtend.
Der Leiter der Fachstelle Kinder- und Jugendschutz glaubt nicht, dass das Thema Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen nach Abschluss der Schulungen ein- für allemal vom Tisch sein wird. "Aber wir haben schon viel erreicht, wenn das Risiko für die Täter, erwischt zu werden, deutlich gestiegen ist", sagt An dreas Zimmer. Prävention müsse in jeder Einrichtung ein dauerhaftes Thema werden, sagt auch Zimmers Kollegin Elisabeth Feils-Endres.Extra

Missbrauch im Bistum Trier: Beim Bistum haben sich in den zurückliegenden vier Jahren 110 Frauen und Männer gemeldet, die von einem katholischen Priester missbraucht worden sind. Nach Bistumsangaben wurden insgesamt 66 katholische Priester wegen sexueller Übergriffe beschuldigt, 37 Geistliche seien inzwischen verstorben. Von den kirchenintern eingeleiteten Verfahren sind bislang fünf von der Glaubenskongregation in Rom entschieden worden: Zwei Priester wurden demnach aus dem Klerikerstand entlassen, ein weiterer Priester habe von sich aus einen Entlassungsantrag gestellt. Bis Mitte Juli waren an 72 Opfer insgesamt 361 500 Euro ausgezahlt worden. sey