Blüten in der Damenhandtasche

Trier · Mit Geständnissen von drei der insgesamt sechs Angeklagten hat am Dienstag der Prozess gegen mutmaßliche Geldfälscher vor dem Trierer Landgericht begonnen. Die Einlassungen widersprechen sich allerdings teilweise.

Blüten in der Damenhandtasche
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Trier. Es klingt eher wie eine Räuberpistole als nach einem plausiblen Geständnis: Durch Zufall sei er auf das Falschgeld gestoßen, sagt der 29-jährige Autohändler aus Frankreich. Einer seiner Geschäftsfreunde im italienischen Neapel sei beim Verkauf von Autos von Kriminellen übers Ohr gehauen worden. Sie hätten mit Falschgeld bezahlt. Und weil die Gangster seinen italienischen Geschäftsfreund bedroht hätten, habe dieser nicht die Polizei eingeschaltet, sondern ihn gefragt, ob er die Blüten zu echtem Geld machen könne. Im Sommer 2014 habe er dann zufällig einen entfernten Verwandten, der wie er aus dem Kosovo stamme, im nordrhein-westfälischen Münster getroffen. Diesem habe er angeboten, Falschgeld zu verkaufen - 1600 Euro als Blüten für 500 Euro.
Geld habe er damit nicht verdienen wollen, lässt der 29-Jährige durch seinen Verteidiger Wolfgang Köhl mitteilen. Er habe nur dem in seiner Existenz bedrohten Geschäftspartner in Italien helfen wollen. "Das ist die Wahrheit", sagt der Angeklagte dann auf Französisch.
Staatsanwalt Eric Samel huscht bei dem vom Anwalt verlesenen Geständnis ein Lächeln übers Gesicht. Offenbar fällt es ihm schwer zu glauben, was er gerade gehört hat. Zumal der Verteidiger auf Samels Frage, ob man denn den ominösen italienischen Geschäftsfreund auch als Zeugen laden könne, die Antwort schuldig bleibt.
Der Staatsanwalt ist überzeugt, dass der Autohändler und vierfache Vater Mitglied einer sechsköpfigen Bande ist, die im vergangenen Sommer beschlossen haben soll, sich mit dem "gewerbsmäßigen" Verkauf von Falschgeld ein "dauerhaftes Einkommen" zu verschaffen. Der 29-Jährige soll dazu mehrmals Blüten aus Italien nach Deutschland transportiert haben, zweimal soll seine gleichaltrige Frau mit ihm gefahren sein. Sie sitzt wegen Beihilfe ebenfalls auf der Anklagebank, befindet sich aber - genau wie ein Angeklagter aus Niedersachsen - nicht in Untersuchungshaft.
Mehr als 100 000 Euro Falschgeld sollen die sechs in Umlauf gebracht haben, ist Samel überzeugt. Unter anderem in Geschäften und Gaststätten in Hannover, Berlin und Saarbrücken. Auch einem Vertrauensmann und einem verdeckten Ermittler der Polizei sollen sie Blüten im Nennwert von 100 000 Euro angeboten haben. Nach einem Treffen auf einem Parkplatz beim Trierer Messepark im vergangenen November sollte die Geldübergabe dann im saarländischen Otzenhausen über die Bühne gehen.
Als einer der Angeklagten das Falschgeld in einer Damenhandtasche übergeben wollte, klickten die Handschellen. Die Polizei hatte die Bande wohl schon länger im Visier. Samel erwähnt in der Anklageschrift nicht, wie die Ermittler der mutmaßlichen Bande auf die Spur gekommen sind. Auch nichts zu dem V-Mann und dem verdeckten Ermittler. Klar ist am ersten Prozesstag, an dem sich vier der sechs Angeklagten zu den Vorwürfen äußern, nur, dass es sich bei den fünf Männern und der Frau nicht um typische Schwerkriminelle handelt. Ein 28-jähriger Einzelhandelskaufmann aus Hannover lässt über seinen Trierer Verteidiger Otmar Schaffarczyk mitteilen, dass er wegen Drogenkonsums schon im Gefängnis war und wegen Geldproblemen wohl ins Falschgeldgeschäft eingestiegen ist. Ein 28-jähriger Armenier aus Hannover ist Diplom-Sportlehrer und hat nach eigenen Angaben auch in der Bundesliga geboxt, ein Angeklagter aus Niedersachsen gibt an, im Sicherheitsdienst tätig gewesen zu sein, der andere hat in einer Fabrik gearbeitet.
Nun droht ihnen bei Verurteilung eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Daher versuchen die drei Männer, die sich am ersten Prozesstag zu den Vorwürfen äußern, ihre Beteiligung herunterzuspielen. Das wiederum führt zu teils heftigen, mitunter lautstarken Wortgefechten der Verteidiger untereinander, die versuchen, einige Aussagen zugunsten ihrer Mandanten zu widerlegen. Der Prozess ist bis Anfang Juli terminiert.

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