Bundesministerin Andrea Nahles will Asylbewerber schnell in den Arbeitsmarkt integrieren - Besuch in Trier

Trier · Die Bundesregierung erwägt neue Möglichkeiten, um die weiterhin steigenden Flüchtlingszahlen zu bewältigen. Das Anerkennungsverfahren könnte vereinfacht und beschleunigt werden. Im Gespräch ist auch eine generelle Anerkennung für Altfälle.

 Echte Freundschaft. Die Kinder in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in der Dasbachstraße sehen den Besuch der Ministerinnen Andrea Nahles und Irene Alt als kurzweilige Abwechslung. TV-Foto: Friedemann Vetter

Echte Freundschaft. Die Kinder in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in der Dasbachstraße sehen den Besuch der Ministerinnen Andrea Nahles und Irene Alt als kurzweilige Abwechslung. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Für ihren Besuch in Trier hatte sich Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) am Freitag viel Zeit genommen. Dass die fünf Stunden in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) in der Dasbachstraße und in der Außenstelle Trier-Euren gut investiert waren, versicherte sie bei der abschließenden Pressekonferenz. "Hier gibt es ein beeindruckendes Netzwerk der guten Zusammenarbeit zwischen Land, Kommune und Wohlfahrtsverbänden." Auch die Initiativen, möglichst früh Sprachkompetenzen zu schaffen und die Qualifikationen der Asylbewerber abzufragen, sei bundesweit vorbildlich.Nahles will mehr Geld


Andrea Nahles dringt darauf, dass die Bundesregierung mehr Geld für die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stellt. "Ich kämpfe um mehr Unterstützung meines Ministerkollegen Schäuble."
Keinen Zweifel ließ die Arbeitsministerin, die in Trier von der rheinland-pfälzischen Integrationsministerin Irene Alt und zahlreichen Repräsentanten von Politik und Behörden begleitet wurde, dass im Umgang mit Flüchtlingen neue Wege begangen werden müssten. Dazu zählt nicht nur ihre Unterstützung für die vom Land eingebrachte Bundesratsinitiative für ein Flüchtlingsgesetz. Nahles: "Wir müssen auch sehen, dass wir Strukturen und Entlastungen schaffen, die über den Tag hinaus wirken."
Bundesweit wird in diesem Jahr mit 450 000 Asylanträgen gerechnet. Rund 200 000 Altfälle sind derzeit vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge noch zu entscheiden, eine, trotz der vom Bund angekündigten 2000 zusätzlichen Stellen, kaum zügig zu bewältigende Menge. Bernd Kettern, Direktor des Caritasverbandes Trier, hat deshalb im Gespräch mit der Bundesministerin angeregt, die Altanträge ohne weitere Prüfung anzuerkennen. Er hat dafür die Rückendeckung der Bundeskonferenz der örtlichen Caritasverbände.
Die Bundesministerin lehnt dies nicht grundsätzlich ab. Sie werde sich zwar nicht in die Kompetenzen von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) einmischen, sagte Nahles auf Rückfrage des Trierischen Volksfreunds. "Aber man muss darüber nachdenken, wie Verfahren vereinfacht, beschleunigt oder gegebenenfalls Altfälle aufgelöst werden." Entschieden sei das aber noch nicht.
Grundsätzlich geht es Andrea Nahles darum, Flüchtlinge möglichst rasch in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren zu können. Dazu müssten mehr Möglichkeiten außerhalb des Asylverfahrens gefunden werden, auch hoch qualifizierte Menschen einzubinden. Sprache sei dabei der Schlüssel. Anders als das Land zahlt der Bund Sprachkurse allerdings erst, wenn ein Asylverfahren positiv abgeschlossen ist.
Landesministerin Irene Alt betonte, bereits in der Aufnahmeeinrichtung würden den Asylbegehrenden Deutschkurse angeboten. "Unser Ziel ist es, den Menschen einen möglichst guten Start für ein selbstbestimmtes Leben zu verschaffen." In Kürze starte zudem ein bundesweit einmaliges Projekt, bei dem Bildungs- und Berufsabschlüsse der Flüchtlinge bereits in der Erstaufnahmeeinrichtung erfasst würden.
Wie sehr die Menschen in der Aufnahmeeinrichtung daran interessiert sind, möglichst schnell in Deutschland zu arbeiten, erlebten die beiden Ministerinnen bei ihrem Besuch am Freitag hautnah. Denn zu fast jeder Zeit waren sie von Frauen und Männern umringt, die ihre Anliegen an oberster Stelle vorbringen wollten.Extra

Maximal 2362 Plätze stehen in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) des Landes zur Verfügung. Die Hauptstelle in der Trierer Dasbachstraße ist mit aktuell 859 Menschen leicht überbelegt. In der Außenstelle in Trier-Euren könnten dank zweier Notzelte insgesamt 1068 Asylbegehrende übergangsweise untergebracht werden. Die aktuelle Belegung liegt bei 694 Menschen. In der Außenstelle Ingelheim, die Mitte des Jahres zu einer eigenständigen AfA werden soll, leben 414 Menschen, die einen Asylantrag gestellt haben. Maximal 450 Plätze sind derzeit dort vorhanden. Bundesweit wird in diesem Jahr mit 450 000 Asylbewerbern gerechnet, 250 000 mehr als 2014. Das Land Rheinland-Pfalz müsste davon 22 000 aufnehmen. r.n.

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