Bundeswehrprojekt Puma: Der Pannen-Panzer und sein Preis

Berlin/Trier · Auf dem Prüfstand in Trier hat der neue Vorzeigepanzer Puma zahlreiche Mängel offenbart. Wenn die bis Oktober nicht beseitigt sind, könnte Schluss sein mit dem Projekt. Die Bundesregierung hat am Mittwoch in Berlin Probleme mit dem Puma eingeräumt. Von Mehrkosten will sie allerdings nichts wissen.

Nachdem der Volksfreund über die Mängel des Schützenpanzers Puma und die Verteuerung des Rüstungsprojekts berichtet hat, ist der Problempanzer am Mittwoch auch Thema der Regierungspressekonferenz in Berlin geworden. Stefan Paris, Sprecher des Verteidigungsministeriums, sagte, der Puma sei ja noch in einem Entwicklungsstadium. "Ein Panzer, der sein eigenes Gewicht nicht richtig tragen kann, muss nachgearbeitet werden. So ist das. Das erleben wir bei anderen Rüstungsprojekten leider auch", sagte Paris. So etwas sei der Komplexität der Projekte geschuldet.

Paris zufolge waren verschiedene Nachbesserungen nötig. "Da sind wir auch mit der Industrie dabei, das zu machen." Man werde ein Produkt nur dann abnehmen, wenn es für die Bundeswehr auch einsetzbar sei.

Die Entscheidung darüber muss allerdings ziemlich bald fallen. Schon Ende Oktober endet die mehrfach verschobene Frist für die sogenannte "Nachweisführung" des Puma. Wenn die zahlreichen unter anderem bei Tests in Trier festgestellten Mängel des Panzers bis dahin nicht behoben sind, hat die Bundeswehr die Möglichkeit, vom Vertrag zurückzutreten. Das geht aus vertraulichen Dokumenten hervor, die dem TV vorliegen. Die Grünen fordern, dass die Bundeswehr von diesem Rücktrittsrecht auch Gebrauch macht, ehe es zu weiteren Verzögerungen und Kostensteigerungen komme.

"Das Verteidigungsministerium folgt auch bei diesem Projekt seiner üblichen Linie, Probleme kleinzureden und zu versichern, dass alles gelöst würde", sagt Tobias Lindner, Berichterstatter für den Verteidigungshaushalt der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen und rheinland-pfälzischer Spitzenkandidat.

Bereits 2012 warnte der Bundesrechnungshof den Bundestag, dass bei Fahrwerk, Schutz, Gewicht und Waffenanlage weiterhin erhebliche Probleme bestünden. Diese seien "aus Sicht des Bundesrechnungshofes gravierender, als das Bundesverteidigungsministerium dies darstellt". Den aufgelisteten Finanzbedarf halte man für unvollständig, heißt es in einem Schreiben des Bundesrechnungshofs. Mehrkosten seien absehbar.

Die jedoch gibt es laut Ministerium gar nicht: Dass der Preis des 4,3 Milliarden Euro teuren Rüstungsprojekts um 1,2 Milliarden Euro gestiegen seien, dementierte Paris gestern. Der Volksfreund vergleiche "Äpfel mit Birnen". Bei dem 2009 erteilten Auftrag in Höhe von 3,1 Milliarden Euro habe es sich lediglich um den Auftrag für den "nackten Panzer" gehandelt. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass das Projekt inklusive Bewaffnung und Zusatzsystemen teurer werde.
Was aber ist mit dem Stückpreis? In der Öffentlichkeit war stets von sieben Millionen Euro Kosten pro Panzer die Rede. Im Juni 2012 berichtete die Financial Times Deutschland, die Kosten seien auf 7,47 Millionen Euro pro Stück gestiegen.
Anfang der Woche nannte das Ministerium auf Volksfreund-Anfrage einen Preis von zehn Millionen Euro pro Panzer.

Um eine Kostensteigerung handele es sich, wie das Ministerium nun mitteilte, dabei nicht. Denn auch die sieben Millionen Euro hätten sich auf den "nackten Panzer" bezogen (Vergleiche Archivmeldung von 2009 ). Der Bundestag sei regelmäßig über das Projekt informiert worden. Die entsprechenden Mitteilungen sind allerdings "VS" - Verschlusssache. Dies könnte erklären, warum der Puma, seine Probleme und sein Preis in der Öffentlichkeit bisher kaum eine Rolle gespielt haben.Extra

Schützenpanzer sind leichte bis mittelschwere Panzer, die ein Gewicht von 25 bis 40 Tonnen haben. Sie transportieren die Infanterie ins Gefecht und unterstützen sie im Kampf. Der Puma ist allerdings schwerer. Er soll die Lücke zwischen leichten Infanterie- und schweren mechanisierten Kräften schließen. kah

 Prototyp des Schützenpanzers Puma auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 41 auf dem Trierer Grüneberg. (Foto: Sonaz/Wikimedia, September 2009, GNU Free Documentation License, Creative Commons Attribution 3.0 Unported license, http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en)

Prototyp des Schützenpanzers Puma auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 41 auf dem Trierer Grüneberg. (Foto: Sonaz/Wikimedia, September 2009, GNU Free Documentation License, Creative Commons Attribution 3.0 Unported license, http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en)

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