CDU warnt: Auf dem Land werden die Ärzte knapp

Mainz/Trier · Problem erkannt, aber nicht gebannt: Die CDU-Opposition registriert zwar mit einer gewissen Zufriedenheit, dass die rot-grüne Landesregierung den drohenden Ärztemangel im ländlichen Raum mittlerweile auf dem Schirm habe, hält die ergriffenen Gegenmaßnahmen allerdings für unzureichend.

"Inzwischen ist es längst fünf nach zwölf", bemängelt CDU-Sozialpolitikerin Hedi Thelen. Thelen und CDU-Gesundheitsspezialist Peter Enders sind überzeugt: "Die ärztliche Versorgung in Rheinland-Pfalz ist längst gefährdet - besonders auf dem Land." Zu dieser Diagnose kommt zwar auch die Landesregierung, aber deren Medizin hält die Opposition für zu wenig wirksam. "Rheinland-Pfalz muss hier viel kreativer und progressiver vorgehen", meint Hedi Thelen. Beide Oppositionspolitiker haben jetzt einen kleinen Forderungskatalog vorgelegt, um der Misere zu begegnen.

Stipendienprogramme auflegen: Wer die Ausbildung zum Facharzt und Allgemeinmediziner macht und sich verpflichtet, als Mediziner aufs Land zu gehen, bekommt einen Zuschuss fürs Studium. Beispielsweise in Sachsen und Sachsen-Anhalt existieren solche Programme. In eine ähnliche Richtung hat auch bereits der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Alexander Schweitzer (SPD) gedacht. Der Sozialdemokrat legte jüngst sein Zukunftsprogramm "Gesundheit und Pflege - 2020" vor.

Telemedizin ausbauen: Um dieses Zukunftsfeld ist es nach Einschätzung der CDU in Rheinland-Pfalz immer noch schlecht bestellt. Gesundheitspolitiker Enders fordert Pläne zum Einsatz der Telekardiologie. In den Rettungsdienstbereichen Koblenz und Montabaur werde beispielsweise erprobt, die EKD-Daten eines Schlaganfallpatienten bereits aus dem Rettungswagen an das aufnehmende Krankenhaus zu senden. Erstrebenswert ist laut Opposition auch, dass die Rettungsdienste per Telemedizin Unterstützung erhalten. Der Arzt auf dem Bildschirm könnte fachlichen Rückhalt bieten. Die Telemedizin will auch Rot-Grün mit Pilotprojekten fördern.

Zentrale Leitstelle einrichten: Damit Patienten im ländlichen Raum schnell den richtigen Arzt bekommen, sollen künftig alle Anrufe, die über den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst, die Notaufnahme der Kliniken und den Rettungsdienst hereinkommen, in einer Leitstelle gebündelt werden. Die CDU lässt aber offen, ob es dafür eine zentrale Telefonnummer geben soll.Extra

Die CDU-Landtagsfraktion hat die jüngste Expertise des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen genau analysiert. Das Kernthema dieser Bundesstudie ist für Rheinland-Pfalz hochaktuell: "Bedarfsgerechte Versorgung - Perspektiven für ländliche Regionen und ausgewählte Leistungsbereiche". Peter Enders, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, unterstützt den in der Expertise geforderten "Landarztzuschlag", um dem drohenden Ärztemangel in ländlichen Regionen zu begegnen. Der Zuschlag würde bei Grundleistungen rund 50 Prozent betragen und müsste im Gesamtsystem etwa bei Fachärzten in den Städten eingespart werden. Hier ist der Bundesgesetzgeber gefordert. Enders plädiert - ähnlich wie der Sachverständigenrat - zugleich dafür, Arztsitze in stark überversorgten Planungsbereichen aufzukaufen, wovon Regionen mit Unterversorgung profitieren sollen. DB

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