Das Auto wird zum Stromspeicher

Trier · Tagsüber werden Autos mit Sonnenstrom betankt. Nachts geben sie ihn wieder ab. Und alle profitieren. Ein Pilotprojekt in Utrecht zeigt, dass Elektroautos die Lösung für große Fragen der Energieversorgung sein könnten.

Trier. Noch sind es in der Region Trier einzelne Pioniere, die die Zukunftsvision von einem Leben ohne Abgase bereits umsetzen: Mit Solaranlagen erzeugen sie den Strom, den sie fürs Fernsehen, Kochen oder Waschen brauchen, selbst - und auch jenen, der ihr Auto betreibt. Zur Tankstelle fahren sie nur noch, um Brötchen zu kaufen.
In Holland ist man einen großen Schritt weiter. So läuft in Utrecht Medienberichten zufolge seit 2015 ein viel beachtetes Pilotprojekt namens "Vehicule-to-Grid" (V2G), das die Energieversorgung, die Energiespeicherung und die Mobilität tiefgreifend verändern könnte - und dies in Utrecht bereits tut.
Elektroautos werden dort nicht nur mit Solarstrom von den Hausdächern betankt. Sie speichern ihn auch und können ihn nachts, wenn keine Sonnenenergie produziert wird, an den dafür konzipierten Ladesäulen wieder abgeben. Per App geben die Autofahrer ein, wie viele Kilometer sie am kommenden Tag fahren müssen, um zur Arbeit oder ans Meer zu kommen. Nicht benötigte Energie steht zur Verfügung und wird nachts wieder ins Netz eingespeist. Das Ganze hat für alle Beteiligten Vorteile: Die Fahrer bekommen vor der eigenen Haustür günstigen und umweltfreundlichen Strom für ihre Autos, die finanzielle Ausbeute der Solaranlagen ist größer, und das Netz wird auch nachts mit Ökostrom versorgt.
Für den Netzbetreiber Stedin geht es bei diesem Projekt allerdings auch darum, die Stromtrassen angesichts des in den Niederlanden erwarteten Booms der E-Mobilität durch "schlaue" Netzwerke zu erweitern und zu verstärken, ohne dafür Milliarden Euro zahlen zu müssen. "Solche Ladenetze sind ein unverzichtbarer Bestandteil zukünftiger Wohngebiete", glaubt das Unternehmen.
Wenn sich die Technologie durchsetzt, dann könnte sie auf lokaler Ebene zudem ein großes technisches Problem lösen: In Autos gespeicherte erneuerbare Energie kann Produktionsspitzen ebenso ausgleichen wie die schwankende Verfügbarkeit von Wind- und Sonnenstrom.
Begonnen hat das Projekt mit 100 Solaranlagen und 20 Ladestationen. Ende 2015 haben 15 weitere Gemeinden in der Region Utrecht entschieden, das Ganze zu einem regionalen Energiesystem auszubauen. Mos

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort