Der Weg zum Triumph: Was Hillary Clinton bei den Vorwahlen in den USA in die Karten spielt

Washington · Dass Hillary Clinton in South Carolina gewinnen würde, war zu erwarten. Dass sie das Duell gegen Bernie Sanders derart eindeutig für sich entschied, ist dann doch eine kleine Überraschung. Und ein Indiz dafür, was nächste Woche am Super Tuesday passieren kann.

Nach Iowa, New Hampshire und Nevada sollte die Vorwahl in South Carolina erstmals Aufschlüsse darüber geben, wem Afroamerikaner den Vorzug geben. In dem Staat im Südosten der USA bilden schwarze Wähler eine 55-Prozent-Mehrheit in den Reihen der Demokraten. Was historisch gesehen einer gewissen Ironie nicht entbehrt, zählten Schwarze doch einst, allein schon wegen des Sklavenbefreiers Abraham Lincoln, zu den treuesten Anhängern der Republikaner, bevor sie mit den Bürgerrechtsgesetzen der 1960er Jahre zu einer Säule der Demokratischen Partei wurden - aber das nur nebenbei. In South Carolina, zeigt die Detailanalyse, hat Clinton mehr als vier Fünftel der afroamerikanischen Stimmen bekommen. Auch unter jungen Schwarzen behielt sie die Oberhand, wenn auch deutlich knapper.

Sanders scheiterte nicht zuletzt daran, dass die meisten Afroamerikaner des Südens ihn, den Senator aus der Neuenglandidylle Vermonts, praktisch kaum kannten. Bei Hillary Clinton, deren Mann Bill von der Schriftstellerin Toni Morrison aufgrund seiner Politik einmal der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten genannt wurde, ist das völlig anders. Im Duell gegen die Marke Clinton also stand Sanders auf verlorenem Posten, auch wenn sich Künstler wie Harry Belafonte oder Spike Lee für ihn ins Zeug legten. Für den Super Tuesday bedeutet es, dass schon ein kleines Wunder geschehen muss, will er verhindern, dass seine Kontrahentin noch weiter davonzieht.

In sechs der elf Bundesstaaten, in denen die Demokraten am Dienstag ihren Kandidaten bestimmen, bilden schwarze Amerikaner eine Macht an der Basis. In Alabama, Arkansas, Georgia und Tennessee, vielleicht auch in Virginia und Texas, dürfte dies klare Vorteile für Clinton bedeuten. Legt man das Resultat in South Carolina zugrunde, ist absehbar, dass ihr Siegeszug in den Südstaaten anhalten wird.

Sanders seinerseits hofft auf Massachusetts, Minnesota und Colorado - und natürlich Vermont, seinen Heimatstaat. Und auf lange Sicht auf den Westen mit seiner Vorliebe für Außenseiter, die kräftig gegen den Strich bürsten. Vor allem setzt er auf Kalifornien, das Bevölkerungsschwergewicht, das zwar erst im Juni an der Reihe ist, gewissermaßen auf der Zielgeraden, aber das Rennen entscheiden kann, sollte sich bis dahin einer der beiden Bewerber nicht uneinholbar abgesetzt haben.

Dass er vorzeitig das Handtuch wirft, der 74-Jährige, der nicht nur im linken Amerika, sondern auch unter Unabhängigen eine Welle idealistischer Begeisterung ins Rollen brachte, ist eher unwahrscheinlich. Kampagnen sind in aller Regel am Ende, wenn ihnen das Geld ausgeht. Bei Sanders ist das nicht zu erwarten: Seinen Wahlkampf finanziert er aus Kleinspenden hochmotivierter Anhänger, die ihm bis zum Schluss die Treue halten dürften.

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