Die Biotüte ist geplatzt - neuer Anlauf im nächsten Jahr

Trier · Der Streit um die Biotonne ließ im vergangenen Jahr die Wogen in der Region Trier hochschlagen. Dann gab es überraschend einen Kompromiss: Statt der Biotonne sollte es die Biotüte richten. Doch warum ist aus der geplanten Einführung bis dato eigentlich nichts geworden?

Lag es am bevorstehenden Landtagswahlkampf samt der Drohung des Eifeler CDU-Landtagsabgeordneten Billen, auf seinen Wahlplakaten rot-grüne Maden aus einer Biotonne krabbeln zu lassen? Zumindest dürfte das eine Rolle gespielt haben, als Mitte Juli vergangenen Jahres plötzlich eine Einigung im schon Monate währenden Streit zwischen dem regionalen Abfallzweckverband ART (siehe Stichwort) und der für Abfallwirtschaft zuständigen SGD Nord verkündet wurde.
Der Kompromiss sieht vor, dass es in der Region Trier auch weiterhin keine Biotonne geben wird - und dass die Bürger stattdessen ihre Küchenabfälle bei den Grüngutsammelstellen abgeben können. Freiwillig und ohne dafür etwas zu bezahlen.

Die überraschende Einigung hatten angeblich SGD-Präsident Ulrich Kleemann (Grüne) und CDU-Mann Michael Billen in dessen Eifeler Heimatdorf Kaschenbach besiegelt. Danach sollten die Bürger Speisereste und Küchenabfälle in kompostierbaren Tüten sammeln und diese dann bei einer der 86 regionalen Grüngutsammelstellen abgeben. Nur im Vulkaneifelkreis, wo es die Biotonne seit 23 Jahren gibt, bliebe zunächst alles beim Alten, hieß es.

Ab Oktober 2015 sollte das Projekt laufen, kündigte Zweckverbandsvorsteher Gregor Eibes (CDU) damals an. Zunächst müssten noch Container für die Sammelstellen und ausreichend Biotüten angeschafft werden.

Ein Jahr später ist von kompostierbaren Tüten nichts zu sehen. Ist das Projekt nach der Landtagswahl im März etwa still und heimlich wieder ad acta gelegt worden? Nein, sagt Zweckverbands-Geschäftsführer Maximilian Monzel. Zunächst habe man die genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen schaffen müssen. Dann seien von den Aufsichtsbehörden zusätzliche Auflagen gemacht worden, die erfüllt werden müssten. "Wenn die Genehmigungen da sind, geht es los", sagt Monzel, der allerdings nicht damit rechnet, dass es in diesem Jahr noch etwas wird. Eine Sprecherin der SGD Nord sagte dem TV, man gehe davon aus, dass das Trierer Modell schnellstmöglich umgesetzt werde. Geklärt ist derweil die zuletzt noch offene Frage, ob die Biotüten in Trier und im Kreis Trier-Saarburg zusammen mit dem Grünabfall abgeholt werden. Nein, sagt Zweckverbandschef Monzel. Auch in Trier und Trier-Saarburg müssten die kompostierbaren Tüten bei den Sammelstellen abgegeben werden. Ob und inwiefern die Neuregelung Einfluss auf die Müllgebühren haben wird, ist laut Monzel noch offen. Die Tüten würden zwar kostenlos abgegeben, und auch bei der Anlieferung entstünden den Bürgern keine Kosten. Allerdings sei noch unklar, ob sich womöglich Auflagen und Kostensteigerungen auf die Gebühren auswirken könnten.

Verbandsvorsteher Gregor Eibes hatte dazu allerdings bereits vor einem Jahr angemerkt, dass der ART allein durch die Nicht-Einführung der Biotonnen drei Millionen Euro gespart habe.Extra

Der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier (ART) ist zuständig für die Entsorgung der Abfälle von rund 520 000 Einwohnern in der Stadt Trier sowie in den Kreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis Bitburg-Prüm und Vulkaneifel. Eine ART-Tochterfirma betreibt die mechanisch-biologische Trocknungsanlage in Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg), wohin der komplette Restabfall aus der Region geliefert wird. Bei der Trocknung wird das Gewicht der Abfälle um ein Drittel reduziert. Anschließend werden Metalle aussortiert. Die getrockneten Abfälle werden schließlich als Ersatz für fossile Brennstoffe in Industriekraftwerken in Köln und Andernach verbrannt. Wichtigstes Organ des Zweckverbandes ist die Verbandsversammlung. Verbandsvorsteher ist der Bernkastel-Wittlicher Landrat Gregor Eibes (CDU). sey

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