Die Priesterweihe bleibt für Frauen weiterhin tabu

Trier · Sie schmücken Kirchen, sind Gemeindereferentinnen oder Finanzchefin: Frauen in der katholischen Kirche. Die geweihten Ämter bleiben tabu, doch Führungspositionen sollen Frauen vermehrt offen- stehen.

Trier. Sie sind nur wenige, bewirken aber am Samstagmorgen vor der Richterakademie viel: Hanspeter Schladt, 71, Sprecher der Bewegung Wir sind Kirche, Hildegard Stephan, 76, und Günter Brenner, 78, verteilen lila Stolen. Ein Symbol für ein Reizthema innerhalb der katholischen Kirche: die uneingeschränkte Gleichberechtigung von Frauen. "Es gibt keinen Grund, Frauen nicht zu Priesterinnen zu weihen" meint Schladt. Auch im Jahr 2015 endet die Karriere von Frauen vor dem Altar, die geweihten Ämter - Diakon, Priester oder Bischof - sind ausschließlich Männern vorbehalten. In der Akademie diskutieren rund 160 Frauen und 40 Männer über Geschlechtergerechtigkeit und über Perspektiven für Frauen in der katholischen Kirche. "Frauenperspektiven sind Kirchenperspektiven", sagt Bischof Stephan Ackermann zur Begrüßung am Freitagabend - mit Grenzen. Warum ist die Priesterweihe für Frauen nicht möglich?. "In einer Gesellschaft, in der es für Frauen grundsätzlich möglich ist, Chefärztin, Lokführerin oder Bundeskanzlerin zu werden, ist es faktisch unmöglich, Zeitgenossen dies zu begründen", antwortet der Bischof. "Wir glauben, dass die Nachfolge der Apostel nicht zufällig ist. Es ist der Wille Jesu."
Die Kasseler Theologie-Professorin Helen Schüngel-Straumann ist anderer Meinung. Die "frauenabwertende Tradition" gründet ihrer Meinung nach in Fehlinterpretationen der Bibel, der Grundlage des Glaubens, und wirkt sich bis in die Amtsausführung aus. Eine der laut Schüngel-Straumann falschen Deutungen: Adam bedeute Mensch und sei kein männlicher Eigenname. Die Gleichstellung von Frauen sei ein Männerproblem, ob sie bereit seien, alle ihre Macht zu teilen.
Laut Bischof Stephan Ackermann bleibt die Priesterweihe für Frauen tabu. Der Papst habe den Ausschluss von Frauen im Priesteramt nochmals bestätigt. Die Diskussion unter Theologen über die Diakonatsweihe für Frauen sei noch im Gange. Bleiben die Weiheämter eine Einheit, dann ist sie laut Ackermann unmöglich. Denkbar wäre das Diakonat als eigene Größe zu betrachten. "Ich tue mich schwer, mir dazu eine eigene Meinung zu bilden", sagt der Bischof. Klar äußert er sich, dass er mehr Frauen in Leitungsfunktionen haben möchte. Der Anteil von zurzeit rund 19 Prozent weiblichen Führungskräften solle in den kommenden Jahren ausgebaut werden. Horst Drach vom Bischöflichen Generalvikariat zufolge ist der Frauenanteil in der "mittleren Ebene" in den vergangenen 15 Jahren stark gestiegen. "An der Bistumsspitze im engeren Sinn gibt es bis auf eine Frau nur Männer", sagt Rita Schneider-Zuche, Leiterin des Bereichs Profil und Entwicklung beim Diözesan-Caritasverband.Extra

Bischof Stephan Ackermann hatte zu dem dritten und letzten Forum Frauen: Perspektiven anlässlich der laufenden Synode im Bistum Trier eingeladen. Beim ersten Forum ging es um das Thema Geschieden - Wiederverheiratet, beim zweiten um Sexualität. Leben. Der Trierer Bischof hatte die Themen, die laut Kirchenrecht nicht im Bistum Trier entschieden werden können, in die Foren ausgelagert. Die Synode endet dieses Jahr. kat

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