Die Themen müssen auf den Tisch

Das Memorandum "Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch" kommt zur rechten Zeit. Es benennt Themenbereiche, die seit Jahren in der deutschen Kirche diskutiert werden.

Die Strukturreformen in den Bistümern gehen einher mit sinkenden Zahlen für das Priesteramt und der Laien im pastoralen Dienst. An den großen Fakultäten in Deutschland wollen gerade noch zehn bis 15 Prozent der Theologiestudierenden in den kirchlichen Dienst treten.

Dass Kirche ein Hort der Freiheit ist (Paulus: "Zur Freiheit hat uns Christus befreit" - Gal 5,1), darf nicht nur ein Lippenbekenntnis sein.

Die Krise der Kirche wird in dem Memorandum deutlich benannt.

Das Memorandum ist zunächst eine Unterstützung für den notwendigen Dialogprozess, den Erzbischof Robert Zollitsch für die deutsche Kirche anstoßen will. Das Papier der Theologen benennt keine anderen Themenbereiche, als sie der Vorsitzende der Bischofskonferenz selbst bereits im September 2010 aufgezählt hat. Aus Liebe zur Kirche und aus Mitverantwortung unterstützen wir die Bischöfe, denen eine zukunftsweisende Erneuerung am Herzen liegt.

Es geht nicht um Patentrezepte. Die darf sich keiner anmaßen. Aber im Vertrauen auf den Heiligen Geist geht es um einen gemeinsamen Weg, den die deutsche Kirche zuversichtlich gehen darf.

Jetzt müssen die Themen auf den Tisch gelegt werden. Ich wünsche mir, dass auch andere Gruppen die Anliegen benennen, die ihnen für die Zukunft der Kirche wichtig sind. Dann kann ein ehrlicher Prozess beginnen, der aber Zeit braucht. Wir können dabei auf Erfahrungen der Geschichte zurückgreifen. Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil, dessen Eröffnung vor 50 Jahren wir 2012 begehen, und der Würzburger Synode, die vor 40 Jahren stattgefunden hat, kam kein Text so heraus, wie er hineingegeben wurde. Das gilt auch für heute: Was am Ende herauskommt, lässt sich zu Beginn nicht sagen. Aber es braucht Offenheit füreinander und die Bereitschaft, mit langem Atem geduldig Argumente auszutauschen und nach dem Willen Gottes für Gegenwart und Zukunft zu suchen.

Diesen Prozess möchte ich unterstützen. Deshalb habe ich das Memorandum unterschrieben. Ich hoffe, dass dieser Prozess positiv durch das Gebet unterstützt wird, nicht im Sinne einer zweifelhaften Bekehrung, der sich angeblich abgefallene Professoren zu befleißigen haben, sondern im Geist der Hoffnung auf einen neuen Frühling in einer pluralen und pluralistischen Gesellschaft und Welt. -pf./yz

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