"Durchatmen fällt in Städten schwer"

Berlin · Zu viel Bürokratie, zu hohe Kosten - das Aus für die grüne Plakette am Auto wollte der Freistaat Sachsen eigentlich bei der morgen beginnenden Verkehrministerkonferenz durchsetzen. Nach TV-Informationen sind die Sachsen damit gescheitert. Was Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der deutschen Umwelthilfe, im Interview mit unserer Zeitung ausdrücklich begrüßt.

Berlin. Künftig sollten nur noch Fahrzeuge gekennzeichnet werden, die nicht schadstoffarm sind, forderte der Freistaat Sachsen vor der Konferenz der Verkehrsminister, die für morgen anberaumt ist. Doch die Umsetzung des Plans ist nach Informationen unserer Zeitung für zu aufwendig befunden worden und bei den anderen Ländern durchgerasselt. Zum Glück, sagt die deutsche Umwelthilfe (DUH). Im Gespräch mit unserer Zeitung fordert deren Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch (Foto: dpa), die Regelungen sogar zu erweitern. Mit Jürgen Resch sprach unser Korrespondent Hagen Strauß. Herr Resch, ist die grüne Plakette noch notwendig, wo doch neuzugelassene Fahrzeuge die Abgasnorm ohnehin erfüllen?Jürgen Resch: Der Vorschlag war wohl ein Aprilscherz aus Sachsen. Eine Umstellung der Kennzeichnung beträfe Millionen von Autofahrern. Das wäre mit einem riesigen Aufwand verbunden. Die Luftqualität in unseren Städten hat sich durch die Umweltzonen erheblich verbessert. Allerdings benötigen wir nun insbesondere zur Reduktion der Stickoxidbelastung eine zusätzliche Plakette. Wie meinen Sie das?Resch: Wir sind für die Einführung einer zusätzlichen blauen Plakette, um die in vielen Metropolen besonders hohe Belastung der Luft mit Stickstoffdioxiden zu reduzieren. Die blaue Plakette würden dann die Diesel-PKW-Euro-6-Fahrzeuge, aber auch aktuelle Benzin-PKW, Erdgas- und Elektro-PKW erhalten. Das heißt, Sie wollen die Einfahrt in die Umweltzonen weiter verschärfen? Resch: Mit einer Übergangsfrist könnten die Kommunen dies dann auch über die grüne Plakettenreglung hinaus tun. Das würde die Luft in den Städten weiter erheblich verbessern, weil dann noch einmal strengere Grenzwerte für den Stickoxidausstoß festgeschrieben würden. Bereits an der grünen Plakette scheiden sich aber doch die Geister. Der Vorwurf steht im Raum, dass die Umweltzonen nicht funktionieren ...Resch: Wir haben bei jeder rechtlichen Auseinandersetzung mit dem ADAC in dieser Frage gewonnen. Die Umweltzonen wirken. Wir gehen davon aus, dass durch die Umweltzonen allein in Berlin jedes Jahr 400 Todesfälle vermieden werden. Wären das Verkehrstote, würde sich die Politik mehr anstrengen, gegenzusteuern. Die Folgen der Luftverschmutzung sind aber diffus. Man sieht nicht sofort die direkte gesundheitliche Auswirkung. Luftverschmutzung ist übrigens keineswegs nur ein Problem der Mega-Städte in China oder Indien. Richtig durchzuatmen fällt in den deutschen Großstädten genauso schwer. hasExtra

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht sich als unabhängiges Forum für Umweltorganisationen, Politiker und Entscheidungsträger aus der Wirtschaft. Durch Bündnisse mit Unternehmen und Umweltpolitikern will sie umweltfreundlichere Wirtschaftsweisen und Produkte fördern. Die DUH finanziert sich aus privaten Spenden - vor allem aus Wirtschaftskreisen - sowie aus öffentlichen Fördermitteln. red

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