"Eine Dynamik, die kaum noch nachvollziehbar ist"

Trier · Der Trierer Bischof Stephan Ackermann glaubt nicht, dass sein umstrittener Kollege Franz-Peter Tebartz-van Elst nach Limburg zurückkehren kann. Warum nicht, verrät Ackermann im Gespräch mit TV-Redakteur Rolf Seydewitz.

 Der Trierer Bischof Stephan Ackermann. TV-Foto: Friedemann Vetter

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann. TV-Foto: Friedemann Vetter

Was halten Sie von der Entscheidung des Papstes?
Ackermann: Zunächst einmal bin ich froh, dass Rom eine Entscheidung getroffen hat. Das mindert den Druck für alle Beteiligten: das Bistum, den Bischof und die katholische Kirche in Deutschland insgesamt. Es ist klug, dass der Bericht der Kommission abgewartet werden soll, die seit kurzem die Vorgänge in Limburg untersucht.
Unabhängig vom Ergebnis dieser Untersuchung haben Sie ja vor eineinhalb Wochen gesagt, dass Sie eine Rückkehr des Bischofs wegen des großen Vertrauensverlusts für ausgeschlossen halten …
Ackermann: Meine Skepsis bleibt. Daran hat sich nichts verändert. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch richtig, nicht einfach eine Entscheidung zu treffen, ohne das Ergebnis der Kommission abzuwarten. Ich halte es auch für gut, dass der Wiesbadener Stadtdekan Wolfgang Rösch jetzt schon das Amt des Generalvikars antritt. Ich kenne ihn persönlich, Herr Rösch ist ein guter, solider Priester. Bei der Entscheidung ging es auch darum, das Bistum wieder handlungsfähig zu machen. Es war ja zuletzt faktisch gelähmt.
Haben Sie denn in der heißen Phase mal mit ihrem Mitbruder Tebartz-van Elst gesprochen?
Ackermann: Nein, ich habe in den vergangenen beiden Wochen nicht mit ihm gesprochen. Zuletzt gab es Ende September bei der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz ein Gespräch. Da ging es auch um die Situation in Limburg, allerdings nicht um Einzelheiten.
Wie bewerten Sie den Umgang von Öffentlichkeit, Kirche und Medien mit dem Limburger Bischof Tebartz-van Elst?
Ackermann: Das Ganze hat ja inzwischen eine Dynamik angenommen, die kaum noch nachvollziehbar ist. Da müssen später - mit etwas Abstand - alle noch einmal selbstkritisch fragen, was richtig war und was weniger gut gelaufen ist. Das gilt auch für uns deutsche Bischöfe: Hätten wir nicht vielleicht früher die Möglichkeit gehabt, helfend einzugreifen? Aber auch die Medien müssen sich die Frage gefallen lassen, ob bei der Berichterstattung nicht zum Teil jedes Maß verloren gegangen ist.

Das Interview im Originalton hören Sie hier .

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