Erst Warzenschweine, dann Raptoren

Spangdahlem · Ländlich mag sie sein. Doch hat die Eifel für die USA eine enorme strategische Bedeutung, die in Zukunft noch wachsen wird. Nach A-10-Flugzeugen, sollen nun F-22-Tarnkappenjets Wladimir Putin daran erinnern, dass die USA über Europa wachen.

Erst Warzenschweine, dann Raptoren
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 Wartungsarbeiten an einer F-22 auf der Airbase Spangdahlem. Foto: US-Air Force

Wartungsarbeiten an einer F-22 auf der Airbase Spangdahlem. Foto: US-Air Force

Foto: Airman 1st Class Luke Kitterman (g_pol3 )

Spangdahlem. In der Ferne stehen vier riesige C-17-Transportflugzeuge mit hängenden Flügeln auf ihrer Parkrampe, den Kopf Richtung Startbahn gewandt, als wären auch sie gekommen, um das Spektakel zu beobachten. Dann ertönt am Horizont ein erstes Grollen, das sich zu einem schmerzhaft lauten Tösen steigert, während die Kampfjets sich nähern. Zwei F-22 Raptor (Raubvogel). 30 Tonnen, glanzlos grauer Stahl. Darunter die modernste Technik, die die Air Force hat. Laut Master Sergeant Thompsen, der in Tarnkleidung am Rande der Rollbahn steht, sind es die besten Kampfjets der Welt: Von Radargeräten sind sie wegen ihrer Tarnkappentechnik kaum zu erfassen und selbst ohne Nachbrenner können sie schneller fliegen als der Schall. Nebenbei gelten die Raptors mit Systemkosten von etwa 189 Millionen Dollar auch als die teuersten Jagdflugzeuge der Welt.
Thompsen wartet sie. Er ist einer von 60 "Airmen" die mit den insgesamt vier F-22 in die Eifel gekommen sind. Der Grund dafür ist höchst politisch: Die Ukraine-Krise hat zu neuen Spannungen zwischen Ost und West geführt. Die USA wollen Russland zeigen, dass Osteuropa gut bewacht wird. Im Frühjahr waren zu diesem Zweck A-10-Erdkampfflugzeuge (Spitzname Warzenschwein) aus den USA an ihren ehemaligen Einsatzort in der Eifel zurückgekehrt.
Nun fliegen die Raptoren von Spangdahlem aus nach Polen oder trainieren mit Nato-Partnern in der großen Übungszone (Tra Lauter), die sich von der Eifel Richtung Rheintal erstreckt.
Eine Warnung für die Russen? "Die Russen sollen denken, was sie wollen. Wichtig ist uns, was unsere Alliierten denken", sagt General Timothy M. Ray, der am Donnerstag von Ramstein nach Spangdahlem gekommen ist, um seinen "Airmen", der Presse, Bundeswehrangehörigen und Lokalpolitikern zu erklären, was die F-22 in der Eifel sollen: nämlich die Nato-Allianz stärken. Ebenso wie die Sicherheit in Europa, das der "strategische Kreuzpunkt der Welt sei".
Strategisches Zentrum innerhalb dieses Kreuzpunktes scheint für die USA Rheinland-Pfalz zu sein. Während andere US-Luftwaffenstützpunkte in Europa aus Kostengründen schließen müssen, werden in Rheinland-Pfalz 2500 zusätzliche US-Soldaten stationiert: 1300 kommen nach Spangdahlem, 700 nach Ramstein, 500 nach Landstuhl.
Auch klingt es ganz und gar nicht nach einem Sparprogramm, was in der Eifel geplant ist. Am Rande der militärischen Machtdemonstration zeigte sich, dass die USA weitere 400 Millionen Euro in Spangdahlem investieren wollen.
Dort, wo im Norden des weitläufigen Luftwaffenstützpunktes nun noch 23 Flugzeugschelter stehen, soll es künftig eine weitere riesige Flugzeugrampe geben. Zehn der Flugzeuge, die aus Mildenhall (England) in die Eifel verlegt werden, sind absolute Klassiker. Zehn andere sind so exotisch, dass der normale Eifeler sie wahrscheinlich noch nie fliegen sah.
Es handelt sich zum einen um Lockheed C-130 (Hercules) - die am weitesten verbreiteten militärischen Transportflugzeuge. Und zum anderen um Kipprotor-Wandelflugzeuge namens Bell-Boeing CV-22 "Fischadler", die die Fähigkeit besitzen, wie Hubschrauber vertikal zu starten. Fünf, vielleicht auch sieben Jahre könnte es dauern, bis sie kommen.
In dieser Zeit müssten außer der Parkrampe Wartungshallen, ein Hauptquartier, Simulationsgebäude und jede Menge Verwaltungsbauten entstehen.
Ähnlich wie damals, als sich herausstellte, dass die C-17 in die Eifel verlegt werden. Seit 2005 gehören sie fest dazu. Die Riesen mit ihren hängenden Flügeln, den Kopf noch stets starr Richtung Landebahn gewandt, obwohl die grauen "Raubvögel" längst im Himmel verschwunden sind.

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