Es rumort beim Medizinischen Dienst: Ex-Chef der Krankenkassen-Behörde zeigt Verwaltungsratschef an

Alzey · Seit Monaten sorgen Personalquerelen beim Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) Rheinland-Pfalz für Unruhe. Nun droht dem Chef des Verwaltungsrates, des Aufsichtsgremiums des MDK, ein Ermittlungsverfahren.

Es rumort weiter beim Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) Rheinland-Pfalz. Der vor drei Jahren vom Verwaltungsrat der Behörde geschasste Geschäftsführer Gundo Zieres hat Strafanzeige gegen den jetzigen Chef des Aufsichtsgremiums, Martin Schneider, bei der Mainzer Staatsanwaltschaft eingereicht.

Das bestätigte der Anwalt von Zieres, der Mainzer Strafrechtler Hans-Dieter Henke. Die Strafanzeige sei in 22 einzelne Vorwürfe gegliedert. "Sie wurde vorgelegt, da unser Mandant weiteren Schaden beim MDK Rheinland-Pfalz vermeiden möchte."

Zieres wirft dem Verwaltungsratschef Schneider, der hauptberuflich Chef des rheinland-pfälzischen Ersatzkassenverbandes ist, vor, eigenmächtig, ohne Abstimmung mit dem Verwaltungsrat, eine Anwaltskanzlei beauftragt zu haben, um seine Entlassung vorzubereiten. Die Kosten dafür sollen 13.600 Euro betragen.

Der Vorwurf lautet, Schneider habe das Geld veruntreut. Der MDK finanziert sich aus Beiträgen der Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen. Schneider äußerte sich auf Anfragen unserer Zeitung nicht zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen.

"Wir gehen davon aus, dass aufgrund der Strafanzeige ein Ermittlungsverfahren gegen Herrn Schneider eingeleitet wird", sagt Anwalt Henke. Ziel sei es, dass Zieres wieder als Geschäftsführer beim MDK eingestellt werde. Entlassen wurde er wegen angeblicher Verfehlungen, unter anderem wurden fehlerhafte Reisekosten, Auslandsfahrten, nicht genehmigte Nebentätigkeiten und ein unangemessen hohes Gehalt von 175 000 Euro pro Jahr als Gründe angeführt. Seitdem beschäftigt die Personalie Zieres immer wieder die Gerichte. Kürzlich hat das Mainzer Landgericht entschieden, dass die Kündigung unwirksam sei. Allerdings habe Zieres keinen Anspruch auf Weiterbeschäftigung als MDK-Geschäftsführer.

Nach Informationen unserer Zeitung hat sich der Verwaltungsrat vergangene Woche - einen Tag bevor Zieres die Strafanzeige eingereicht hat - dafür ausgesprochen, sich mit dem Ex-Geschäftsführer außergerichtlich zu einigen. Dafür bestehe nun keine Basis mehr, sagt die zweite Vorsitzende des Verwaltungsrates, die rheinland-pfälzische AOK-Chefin Irmgard Stippler. Zu den von Zieres erhobenen Vorwürfen äußerte sie sich nicht. Der Verwaltungsrat kenne den Inhalt der Strafanzeige nicht. Bei der Sitzung vergangene Woche wurde der Verwaltungsrat entlastet.

Neben Querelen um den geschassten MDK-Geschäftsführer sorgen weitere Personalien für Unruhe. Im Sommer wurde die Personalratsvorsitzende entlassen sowie ein führender, für Finanzen zuständiger Mitarbeiter und der Leiter der Personalentwicklung. Der Personalrat hatte sich zuvor in einem Brandbrief an Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler (SPD) gewandt und von "personeller Misswirtschaft" und einem "drohenden Kollaps" beim MDK gesprochen. Die Ministerin sieht trotz allem eine "Chance auf einen Neuanfang".Extra

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (rund 460 Mitarbeiter, eigene Angabe) prüft im Auftrag der Krankenkassen unter anderen die Arbeitsfähigkeit krankgeschriebener Arbeitnehmer oder ob eine verordnete Reha-Maßnahme notwendig ist. Im Auftrag der Pflegeversicherung begutachtet er Pflegebedürftige. In der Region hat der MDK Beratungsstellen in Trier, Bitburg, Daun und Wittlich. wie

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