Europa beschwört die Griechen: Sagt „Ja“ zum Sparpaket

Brüssel/Athen · Dramatische Stunden in Brüssel, Berlin und Athen: In Griechenland haben die Geldhäuser geschlossen, nur noch Minibeträge können abgehoben werden. Die Aktienmärkte reagieren zwischenzeitlich mit deutlichen Kursverlusten, Europas Politiker mit neuen Appellen.

Angesichts geschlossener Banken und drohender Staatspleite versucht Europa, Griechenland doch noch auf ein Ja zum Spar- und Reformpaket der Geldgeber einzuschwören. "Ein Nein würde ein Nein zu Europa heißen", sagte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker am Montag in Brüssel mit Blick auf das für diesen Sonntag angekündigte Referendum. In einer offensichtlich abgestimmten Aktion machten gestern weitere führende EU-Politiker deutlich, dass die Griechen bei der für 5..Juli angesetzten Volksabstimmung nicht nur über die von den Geldgebern geforderten Reformen entscheiden, sondern über ihre Mitgliedschaft in der Währungsunion insgesamt. Neben Juncker äußerten sich Frankreichs Staatschef François Hollande, Europaparlamentspräsident Martin Schulz sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel in diesem Sinne.

Juncker sagte mit Blick auf das Dienstagnacht auslaufende Rettungsprogramm für Griechenland: "Die Zeit wird immer knapper." Mit dem Auslaufen entgehen Athen vorerst weitere Hilfen, die angesichts leerer Staatskassen dringend benötigt würden. Damit wird es für das hochverschuldete Land praktisch unmöglich, am gleichen Tag eine Rückzahlung über 1,54 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu leisten.

Juncker zeigte sich persönlich enttäuscht über Griechenlands Premier Alexis Tsipras. Dieser habe ihn in stundenlangen Verhandlungen nicht darüber informiert, eine Volksabstimmung abzuhalten. Wörtlich sagte er, er fühle sich "verraten".
In Griechenland bleiben Banken und Börse bis Anfang kommender Woche geschlossen. In den vergangenen Tagen hatten immer mehr verängstigte Bürger Bargeld abgehoben.

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