Facebook ist eine Erfolgsgeschichte - Trierer erzählen, wie und warum sie das Netzwerk frequentieren

Trier · Nur wenige Internetfirmen haben unser Leben so nachhaltig geprägt wie Facebook. Etwa jeder zweite Internetnutzer auf der Welt teilt in dem sozialen Netzwerk seine Erlebnisse mit seinen Freunden - trotz wachsender Kritik am Umgang mit Nutzer-Daten. Heute wird Facebook zehn Jahre alt. Nutzer aus Trier erzählen von ihrem Umgang mit Facebook - oder warum sie sich dort bewusst nicht anmelden.

Trier. Die amerikanische Website Facebook ist am 4. Februar 2004 online gegangen. Zehn Jahre später hat das soziale Netzwerk weltweit mehr als eine Milliarde Mitglieder. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist vom Studenten zum Milliardär aufgestiegen. Auch wenn einige Experten den Zenit für überschritten halten: Facebook ist eine Erfolgsgeschichte, trotz anhaltender Kritik am Umgang mit den Daten seiner Nutzer.

Facebook bietet zahlreiche Funktionen wie Chats, Spiele, das Anlegen von Gruppen und Veranstaltungen. Besonders bekannt ist das "Daumen hoch"-Logo der Website: Mit einem Klick auf dieses Symbol zeigen Nutzer an, dass ihnen ein Beitrag gefällt.

Anhand von verschiedenen Beispielen aus Trier zeigt der Trierische Volksfreund, wie Privatleute, Unternehmen und Institutionen das Netzwerk nutzen.

Alles Trier: 9354 "Gefällt mir"- Angaben
Johannes Kolz zeichnet die Alles-Trier-Comics und organisiert auch den Facebook-Auftritt.
"Seit 2011 hat Alles Trier einen Facebook-Auftritt. Das war eine recht spontane Entscheidung. Mit Facebook erreichen wir nicht nur die Trierer, sondern auch Menschen, die schon lange nicht mehr in Trier leben. Die weitesten Alles Trierer, die uns auf Facebook verfolgen, kommen sogar aus Neuseeland. Manchmal komme ich selbst ins Staunen, wenn ich darüber nachdenke, dass ein "Post" bis zu 100 000-mal gesehen wird. Ein weiterer Vorteil von Facebook ist, dass es mir einen sehr direkten Draht zum Leser ermöglicht. Die Cartoons sind spontaner. Hier werden Gedanken veröffentlicht, die tatsächlich unmittelbar vorher entstanden sind. Natürlich mit den passenden Zeichnungen. Aber ich muss auch immer ein wenig aufpassen, dass ich nicht zu viel Zeit auf Facebook verbringe."

Theater Trier: 2391 "Gefällt mir"- Angaben

Für das Theater Trier organisiert Frank-Uwe Orbons als Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit seit 2009 einen Facebook-Auftritt.
"Facebook kommt bei der täglichen Öffentlichkeitsarbeit des Theaters Trier eine wichtige Rolle zu. Man kann die Theaterinteressierten direkt erreichen. Neben Veranstaltungshinweisen, Fotos und Videos bieten wir auf Facebook Zusatzinformationen. Das sind zum Beispiel kleinere und größere Geschichten aus dem Theateralltag. Aber Facebook lebt vor allem auch von dem gegenseitigen Austausch. So möchten wir mit denen, die "Gefällt mir" geklickt haben, ins Gespräch kommen. Ein Nachteil sind die sehr eingeschränkten Archivmöglichkeiten auf Facebook. Länger zurückliegende Beiträge lassen sich nur schwer wieder auffinden. Wir hoffen, unseren Facebook-Freunden in Zukunft noch mehr Aktionen bieten zu können."

Free Your Stuff Trier: 9977 Mitglieder
David Koppelberg betreut ehrenamtlich die Facebook-Gruppe Free Your Stuff. Hier können Trierer Sachen verschenken, die sie nicht mehr brauchen.
"Das Prinzip von Free Your Stuff ist einfach. Wer etwas nicht mehr braucht, kann es in der Gruppe unter dem Stichwort "give" (geben) verschenken. Der Schenkende entscheidet dann, welcher Interessent das Geschenk erhält. Gleichzeitig können Nutzer, die etwas brauchen, unter dem Stichwort "need" (brauchen) fragen, ob jemand den benötigten Gegenstand verschenkt. Das alles gilt für Trier und Umgebung, so dass die Sachen schnell abgeholt werden können. Die Idee, mit der wir 2012 online gegangen sind, basiert auf einer Free Your Stuff-Gruppe in Luxemburg. Mit insgesamt neun Administratoren betreuen wir die Facebook-Gruppe und achten vor allem darauf, dass die Seite nicht für Verkaufsangebote oder Tauschgeschäfte genutzt wird. Alles soll kostenlos und ohne Gegenleistung sein. Facebook ist für uns sehr praktisch, da Fotos von den Gegenständen hochgeladen werden können und die Nutzer sich über die Kommentare absprechen können. Da wir aber auch außerhalb von Facebook aktiv sein wollen, haben wir bereits drei Märkte organisiert, auf denen Sachen verschenkt wurden."

Anne lebt ganz ohne Facebook
Anne nutzt Facebook nicht. Der Hauptgrund ist, dass die 23-Jährige weder jetzt noch in Zukunft Fotos und Aussagen von sich öffentlich machen will. Deshalb möchte sie auch in der Zeitung anonym bleiben:
"Ich studiere an der Universität Trier auf ein Lehramt. Als künftige Lehrerin möchte ich nicht, dass Eltern oder Schüler später Dinge über mich im Internet finden können. Gerade im pädagogischen Bereich habe ich es schon während eines Praktikums erlebt, dass sich der Chef neue Mitarbeiter auf Facebook ansieht. Es stört mich, dass auf Facebook alle meine Daten gesammelt werden. Wenn ich dort zu etwas Stellung beziehe, können die Menschen das sogar in 20 Jahren noch nachlesen. Selbst wenn ich meine Meinung dann vielleicht geändert habe. Es hat aber auch Nachteile, nicht bei Facebook zu sein. So bekomme ich dort getroffene Verabredungen viel seltener mit."

Adriano Trotta ist 2009 Facebook beigetreten
Adriano Trotta. 26, nutzt das Netzwerk vor allem, um mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben.
"Ich schaue mehrmals in der Woche bei Facebook rein. Ich nutze die Seite, um mit meinen Freunden zu kommunizieren. Einige von ihnen sind auf Facebook sogar besser erreichbar als per Telefon. Bei denen melde ich mich auch bei dringenden Angelegenheiten dort. Durch Facebook kann ich außerdem gut mit meinen Geschwistern in Kontakt bleiben, die ich nicht täglich sehe.
Fotos von mir selbst lade ich aber eigentlich nicht auf Facebook hoch. Die muss meiner Meinung nach nicht jeder sehen. Manchmal poste ich auch Dinge. Das geschieht eher spontan, wenn ich etwas lustig oder interessant finde. Facebook ist für mich eine gute Möglichkeit, mich mit meinen Freunden zu vernetzen. Aber ich finde nicht, dass man täglich jeden Gedanken mit anderen teilen muss."

Auch der Trierische Volksfreund ist im Internet seit Jahren bei Facebook vertreten:
http://www.facebook.com/volksfreundExtra: Interview mit ...

... Philipp Niemann, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Medienwissenschaft an der Universität Trier.

Facebook ist derzeit das wichtigste soziale Netzwerk. Was sollte im Umgang mit der Website grundsätzlich beachtet werden?
Niemann: Seinen Nutzern bietet Facebook eine Reihe von Möglichkeiten und Vorteilen. Dennoch sollte jeder im Blick behalten, dass es sich bei Facebook um ein Unternehmen handelt, das daran interessiert ist, Gewinne zu machen. Facebooks größtes Kapital sind die Daten seiner Nutzer. Wer sich also bei diesem Netzwerk anmeldet, muss sich bewusst sein, dass er mit der Bestätigung der Nutzungsbedingungen Facebook Nutzungsrechte an allen eigenen Daten innerhalb des Netzwerks überträgt.

Trotz Bedenken wegen des Datenschutzes wird Facebook im privaten Bereich stark genutzt. Was sind die Gründe dafür? Niemann: Zum einen macht Facebook es den Menschen möglich, kontinuierlich zu erfahren, wie es ihren Freunden geht und was in deren Leben passiert. Zum anderen können sich Freunde etwa mit der Chat-Funktion jederzeit austauschen. So kann man über Facebook mit wenig Aufwand den eigenen Freundeskreis pflegen, auch ohne sich regelmäßig persönlich zu treffen. Eine zunehmende Zahl von Menschen nutzt Facebook inzwischen auch als Informationsquelle. Gerade Personengruppen, die sich aktiv nicht so sehr für die Nachrichtenlage interessieren, stoßen hier eher zufällig auf Informationen, die sie sonst vielleicht nie gelesen hätten.

Was halten Sie persönlich von dem Netzwerk?
Niemann: Bei einem verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Daten bietet Facebook aus meiner Sicht mehr Vor- als Nachteile. Auch ich selbst habe ein Facebook-Profil. lekrStichwort: Facebook

Facebook (übersetzt etwa: Jahrbuch) wurde gegründet von Mark Zuckerberg, Dustin Moskovitz, Chris Hughes und Eduardo Saverin. Die Website ging am 4. Februar 2004 als Netzwerk für College-Studenten online. Sitz des Unternehmens ist Kalifornien. Im Mai 2012 ging Facebook an die Börse. Funktionen: eigenes Nutzerprofil, Nachrichten versenden, Chat, Veranstaltungen, Gruppen, Marktplatz, den eigenen Standort mitteilen, Geburtstagskalender, Videoanrufe, Spiele, Posting (Gedanken, Fotos und Videos können schnell und einfach Freunden mitgeteilt werden). Seit 2012 sind Nutzerprofile verpflichtend als Chronik aufgebaut, in der Leben und Aktivität des Nutzers aufgeführt werden. lekr

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