Frau weicht illegalem Autorennen aus und stirbt - Politik fordert härteres Vorgehen gegen Raser

Bremen · Ihre Rennstrecke ist die Straße: Teilnehmer illegaler Autorennen gefährden sich und andere. Immer wieder sterben dabei auch Unbeteiligte, wie zuletzt am Sonntag in Bremen. Die Politik fordert ein härteres Vorgehen gegen die Raser.

Bei einem illegalen Autorennen in Bremen ist eine unbeteiligte 52 Jahre alte Frau ums Leben gekommen. Die beiden Unfallverursacher flüchteten unerkannt. Augenzeugen gaben der Polizei jedoch zahlreiche Hinweise. Demnach musste die Frau mit ihrem Auto zwei Wagen ausweichen, die sich in der Nacht zum Sonntag ein illegales Wettrennen lieferten und ihr mit Tempo 90 oder schneller innerorts entgegen rasten. Die Frau fuhr dabei gegen einen Baum.

Erst vor kurzem war in Köln ein Radfahrer Opfer eines solchen Rennens geworden. Der Wagen eines Rennteilnehmers überschlug sich und traf den Radler mit voller Wucht, so dass er starb. Zuvor hatte es in diesem Jahr in Köln bereits zwei andere tödliche Unfälle gegeben, die vermutlich auf illegale Autorennen zurückzuführen sind.

Nach dem tödlichen Unfall in Bremen gingen bei der Polizei bis Sonntagnachmittag mehrere Dutzend Hinweise ein. Darunter seien auch sehr konkrete Tipps zu bestimmten Autos gewesen, die nun nach und nach überprüft würden, sagte ein Polizeisprecher. Ermittelt wird wegen fahrlässiger Tötung und Unfallflucht. An der Unfallstelle waren 50 Kilometer pro Stunde erlaubt, die beiden Autos sollen jedoch mindestens mit Tempo 90 unterwegs gewesen.

Die getötete 52-Jährige war mit einem 51-jährigen Mann im Auto unterwegs, als ihr plötzlich innerorts zwei Wagen entgegenkamen, die sich gegenseitig mit stark überhöhter Geschwindigkeit überholten und längere Zeit unbeirrt nebeneinander her rasten. "Ein Anwohner hat das vom Balkon aus beobachtet", sagte Polizeisprecherin Franka Haedke.

Dabei nutzten die beiden Fahrzeuge auch die Fahrbahn der Frau. Um einen Frontalzusammenstoß zu verhindern, wich die 52-Jährige aus. So kam sie von der Straße ab, fuhr gegen einen Baum und dann gegen den Betonmast einer Straßenlaterne. Die Frau starb noch an der Unfallstelle, ihr Beifahrer wurde leicht verletzt.

Polizeisprecherin Haedke sagte, der Unfallort sei bisher nicht für illegale Autorennen bekannt. Nach Angaben des TÜV Rheinland gibt es solche illegalen Rennen bundesweit in vielen Städten. Manchmal würden dabei hohe Geldpreise ausgesetzt, wie der Vorsitzende des Bundesverbandes Niedergelassener Verkehrspsychologen, Karl-Friedrich Voss, nach dem Unfall von Köln geschildert hatte. Beteiligte seien meist junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren. "Leute, die ihr Selbstbewusstsein sehr stark mit dem Auto verknüpfen."

Auch in Salzgitter kam es in der Nacht zum Sonntag zu einem illegalen Autorennen. Die Polizei leitete dort gegen zwei junge Männer Verfahren ein, die sich mit weiteren Beteiligten ein nicht genehmigtes Rennen im normalen Straßenverkehr geliefert hatten. Die beiden Männer erwarten hohe Geldbußen und möglicherweise Fahrverbote.

Im Zusammenhang mit den tödlichen Unfällen fordert die nordrhein-westfälische CDU-Fraktion den Einsatz spezieller Einsatzgruppen im Kampf gegen die Raser. "Die Polizeibehörden müssen das Thema weiter mit Hochdruck verfolgen", forderte der stellvertretende Fraktionschef Peter Biesenbach. "Wo das Phänomen auftaucht, sollte man Beamte der Verkehrsüberwachung aus ihrer normalen Arbeit abziehen und für diesen Bereich einsetzen."

Erfolge gegen illegale Rennfahrer seien keine Frage strengerer Gesetze. "Solche Aktionen sind bereits nach geltendem Recht illegal und strafbar", sagte der CDU-Politiker. Es gebe daher kein Rechts-, sondern ein Vollzugsproblem.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort