Geld für Ausbildungsförderung junger EU-Ausländer wird knapp

Berlin · Die Bundesregierung wirbt um junge Leute aus anderen EU-Staaten, bietet jungen Arbeitslosen eine geförderte Ausbildung an. Aber inzwischen kommen mehr Interessenten nach Deutschland, als Geld vorhanden ist.

Berlin. Nabil Kaddaure ist bitter enttäuscht: "Ich dachte, Deutschland wäre ein pflichtbewusstes Land." Doch jetzt wisse er nicht, wie es weitergehe. Mit diesen Worten zitiert die größte spanische Zeitung El Païs den 21-jährigen Mann aus Malaga, der auf ein Hilfsangebot der Bundesregierung vertraute und vor gut drei Wochen nach Rostock kam, um dort eine Ausbildung als Koch zu beginnen. Doch weil es an Fördergeld fehlt, ist Kaddaures Zukunft einmal mehr ungewiss.
Dabei hatte Berlin kräftig die Werbetrommel gerührt. "Es darf keine verlorene Generation geben", versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im vergangenen Jahr auf einem EU-Krisengipfel, der sich dem Kampf gegen die grassierende Jugendarbeitslosigkeit in den europäischen Krisenstaaten verschrieben hatte. Die damalige Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) fand hehre Worte: "Geben wir jungen, arbeitslosen Europäern auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine Perspektive." So wurde das Sonderprogramm MobiPro geboren (siehe Extra), organisiert von der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit.Nachfrage unterschätzt


Ein Blick auf die Internetseite der ZAV offenbart jedoch das ganze Dilemma: Weil das Interesse an dem Programm "sehr groß" sei, könne die Nachfrage "leider nicht gedeckt werden", heißt es dort. Bis Ende März hatten bereits rund 9000 junge EU-Ausländer einen Förderantrag gestellt. Knapp die Hälfte davon sind Spanier. Wer bereits einen Bewilligungsbescheid hat, kann sich noch glücklich schätzen. Diesem Kreis sichert die ZAV weiter komplette Förderung zu.
Doch etwa 2300 Anträge sind bereits "ruhend gestellt", seit dem 8. April werden überhaupt keine Anträge für 2014 mehr angenommen. Viele junge EU-Ausländer seien jedoch bereits in Deutschland und warteten teilweise seit Februar auf die Zahlungen aus dem Programm, sagt die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Pothmer, dem Volksfreund. Und das, obwohl sie bereits Sprachkurse absolviert und Ausbildungsverträge mit deutschen Unternehmen in der Tasche hätten. "Das ist skandalös", kritisiert Pothmer.
Der Spanier Nabil Kaddaure berichtet laut El Païs, dass seine Sprachschule in Malaga einen Brief mit der Nachricht bekommen habe, dass die Bewilligung der Förderung aus Geldmangel gestoppt werde.
Bislang sind für das Förderprogramm MobiPro im laufenden Jahr 48 Millionen Euro vorgesehen. Da das Geld praktisch verbraucht ist, sollen im Bundeshaushalt weitere 21 Millionen Euro lockergemacht werden. Angesichts des von der Bundesregierung unterschätzten Ansturms rechnet die Bundesagentur für Arbeit aber mit einem Finanzierungsbedarf von etwa 100 Millionen Euro.
Der angehende Koch Nabil Kaddaure hat seine Zuversicht noch nicht gänzlich verloren. Er sagt: "Trotz der aktuellen Unsicherheit kann die Lage ja nicht schlimmer sein als in Spanien."Extra

Seit 2013 sollen Auszubildende und junge Fachkräfte aus EU-Staaten unterstützt werden, in Deutschland eine Lehre zu absolvieren oder eine Beschäftigung aufzunehmen. Finanziert werden Deutschkurse in der Heimat, Reisekosten, ausbildungsvorbereitende Praktika in Unternehmen, vertiefende Sprachkurse in Deutschland sowie Zuschüsse zum Lebensunterhalt. Zuständig ist die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit. dpa

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