Geldschwemme in Europa: Gut für Kreditnehmer, Sparer unzufrieden

Frankfurt/Mainz · Mit der historischen Entscheidung zum Anleihekauf will die Europäische Zentralbank Geld noch billiger machen - und die Wirtschaft ankurbeln. Die Landesregierung erwartet davon Gutes, Sparer sind bereits genervt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will bis September 2016 monatlich 60 Milliarden Euro in Anleihen stecken. Dafür nimmt die EZB frisches Geld in die Hand: eine umstrittene Geldschwemme.

Die rheinland-pfälzische Finanzministerin Doris Ahnen (SPD) zeigt im Volksfreund-Interview allerdings Verständnis für die Maßnahme. Sie hofft auf einen Schub für das Wachstum in den kriselnden südeuropäischen Staaten, wovon das exportabhängige Rheinland-Pfalz profitieren könne. Die Entscheidung stütze die niedrigen Zinssätze, so dass Rheinland-Pfalz weniger Zinsen für Kredite zahlen müsse. Das gilt auch für private Kreditnehmer, die ein Haus finanzieren und laut Experten zunächst nicht mit steigenden Zinsen rechnen müssen.

Viel Geld auf dem Markt schwächt andererseits den Euro im Vergleich zu Währungen wie dem US-Dollar. Während der Absatz von Autos oder Maschinen made in Germany im Ausland so steigen kann, ist eine Kehrseite aus Sicht der normalen Bürger: Reisen wie in die USA werden teurer. Hier Mehrausgaben, dort kein nennenswerter Ertrag bei Geldanlagen: Deshalb sind bereits 66 Prozent der deutschen Sparer unzufrieden, besagt eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK. Denn Zinsen liegen laut Verbraucherschützern oft unter der ohnehin niedrigen Teuerungsrate - das Geld auf dem Sparkonto wird weniger wert. Banken raten den Kleinanlegern gern zu Aktien, wobei Anleger mit dem Risiko von Kursverlusten leben müssten. Sparer sollten deswegen nie das gesamte Vermögen in die Wertpapiere stecken und eher in Fonds investieren. Das sei auch bei Anleihen von Staaten und Firmen interessant, sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dabei gilt: Je höher die Renditechance, um so riskanter die Anlageform. Die Volkswirte beschäftigt eher, ob die EZB-Politik die Probleme des Euroraums lösen kann: Regt es Schuldenstaaten zum effizienten Wirtschaften an, wenn Frankfurt nun reichlich ihre Papiere kauft? Auch Ministerin Ahnen fordert deshalb: "Alle Staaten sollten den geldpolitischen Rückwind nun nutzen, um ihre strukturellen Reformen konsequent umzusetzen." fcg/dpa

"Eine außergewöhnliche Entscheidung" - Rheinland-pfälzische Finanzministerin erhofft durch Maßnahme der EZB mehr Wirtschaftswachstum

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