"Gewerbepark wäre eine Katastrophe": CDU-Fraktionsvize lehnt Umwandlung des Hahns ab

Mainz · Trotz der roten Zahlen ist CDU-Fraktionsvize Alexander Licht überzeugt, dass es genügend Interessenten für den Flughafen Hahn gibt. Ihn in einen Gewerbepark zu verwandeln, fände er allerdings grundlegend falsch.

Kann die CDU auch mehr als meckern? Alexander Licht ärgert sich über solche Vorwürfe beim Verkauf des Flughafens Hahn. Der CDU-Fraktionsvize sagt im Interview mit TV-Redakteur Florian Schlecht, welche Vorschläge seine Partei hat - und wie sich das vergiftete Klima mit der SPD entspannen soll.

Wird der Flughafen Hahn einen Käufer finden?
Alexander Licht: Ich nehme meine Zuversicht aus der volkswirtschaftlichen Betrachtung. Der Hahn liegt im Herzen Europas. Es gibt eine 24-Stunden-Fluggenehmigung und eine sich noch weiter verbessernde Infrastruktur. In großen Städten wie Köln und Frankfurt steht man lange im Stau. Für Logistiker ist das ein Argument, ihr Geschäft an den Hahn zu verlagern. Ein Bieter muss in jedem Fall ein langfristiges Interesse am Hahn haben - da sehe ich den einen oder anderen.

Wie bewerten Sie das Interesse der Projektgesellschaft Triwo um den Trierer IHK-Präsidenten Peter Adrian, die den Flughafen in einen Gewerbepark verwandeln könnte?
Licht: Das darf nicht die Lösung sein. Gewerbegebiete gibt es genügend in Rheinland-Pfalz, die kann man auch woanders hochziehen. Das ist nichts Persönliches gegen Herrn Adrian. Aber für die Region wäre der Weg eine Katastrophe, weil viele Arbeitsplätze am Flughafen hängen.

Der Flughafen schreibt jedes Jahr Verluste von 16 Millionen Euro + x. Das kann doch keinen Unternehmer begeistern.
Licht: Natürlich wird ein Käufer zunächst keine schwarzen Zahlen schreiben. Er muss eine eigene langfristige Strategie mitbringen. Denn es fehlt am Hahn seit Jahren an einem tragfähigen wirtschaftlichen Konzept. Die Landesregierung hat sich selbst in die Situation gebracht, den Flughafen ohne ein solches schnell verkaufen zu wollen.

Die Landesregierung kritisiert hingegen, die CDU komme nicht mit eigenen Vorschlägen - und selbst Mitglieder der Kreis-CDU am Hahn schimpfen über zu viel Show und zu wenig Lösungen.
Licht: Wir hatten 2013 zum Nachtragshaushalt in einem eigenen Antrag der Entschuldung des Flughafens zugestimmt - parallel aber gefordert, endlich ein Zukunftskonzept zu entwickeln. Wir haben in öffentlichen Diskussionen vorgeschlagen, ein Flughafen-Technologiezentrum am Hahn zu entwickeln.

Was hätte das bewirkt?
Licht: Dort hätte man Techniker ausbilden können, Zulieferer und Wartungsunternehmen ansiedeln. Darüber hat man sich mit uns nie ausgetauscht oder die Idee in einem Dialog mit den ansässigen Betrieben weiterentwickelt. Jetzt steht der Flughafen zum Verkauf - es ist fünf nach zwölf.

Beim gescheiterten Verkauf an die SYT heißt es häufig: Die CDU meckert, was Besseres fällt ihr aber auch nicht ein.
Licht: Vor einem Vertragsabschluss wären wir bereit zu Gesprächen gewesen. Aber nicht erst, als die Verträge unterzeichnet waren und wir uns im Landtag dafür beschimpfen lassen mussten, weil wir an der Seriosität des Bieters und dessen Businessplänen gezweifelt hatten. Leider haben wir im Nachhinein recht behalten.

Es fällt auf, dass das politische Klima in Mainz zwischen der CDU und SPD vergiftet ist. Wäre es nicht richtig gewesen, den Umgang bei einer Frage wie dem Hahn zu entspannen?
Licht: Ja. Bei einer solchen Entspannung ist zunächst die größere, regierende Partei aufgefordert, den ersten Schritt zu machen. Ich bin langjähriger Kreisvorsitzender in Bernkastel-Wittlich. Wenn wir etwas planen, laden wir die anderen Parteien schon zu Beginn ein.

Bis zum 28. Oktober sollen Bieter verbindliche Angebote abgeben. Glauben Sie, dass es diesmal Gespräche zwischen Regierung und Opposition geben wird?
Licht: Ende Oktober wird die einzige Gewissheit die Anzahl der Gebote sein. Wir waren und sind für Gespräche offen. Das müsste aber passieren, bevor die Unterschrift unter die Verträge gesetzt wird, nicht erst dann, wenn bereits alles entschieden ist.

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