Gewerkschaften fordern mehr Geld für kommunale Kita-Beschäftigte

Berlin · Immer mehr Kinder gehen in Tagesstätten - politisch ist das auch so gewollt. Doch Kindergärtnerinnen und Erzieher würden für ihren anspruchsvollen Job nicht gut genug bezahlt, meinen die Gewerkschaften. Für kommunale Kitas wird in Kürze neu verhandelt.

Die über Finanznot klagenden Kommunen müssen mit neuen Mehrbelastungen durch höhere Ausgaben für die Beschäftigten ihrer Kindergärten rechnen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nannte am Donnerstagabend in Berlin keine konkrete Prozentzahl, mit der sie in die Tarifgespräche gehen will, verlangte aber "eine deutliche Steigerung" der Bezüge. Die Verhandlungen von GEW und Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) sollen im Februar beginnen, ein Termin steht noch nicht fest, wie GEW-Vorstandsmitglied Norbert Hocke sagte.

Die Gewerkschaften verhandeln für rund 300.000 zu 96 Prozent weibliche Kinderpflegerinnen, Erzieher und Sozialarbeiter in kommunalen Kindertagesstätten. Städte und Gemeinden müssen laut GEW von "etwa einer halben Milliarde Euro Zusatzbelastung" ausgehen. Die seit 2009 geltende Entgeltverordnung hatten die Gewerkschaften zum 31. Dezember 2014 gekündigt. Insgesamt könnten inklusive freier Träger direkt oder indirekt mehr als 1,2 Millionen Beschäftigte von einem bis zum Sommer angestrebten Abschluss profitieren, sagte Hocke. "Diese Tarifrunde wird dazu führen, dass der Beruf attraktiver wird."

Der GEW-Tarifexperte verwies auf erheblich gestiegene Anforderungen in den Kitas, unter anderem wegen des zunehmenden Migrantenanteils unter den Kindern und der Inklusion (gemeinsame Betreuung von Nichtbehinderten und Behinderten). Es müsse neben mehr Geld auch Verbesserungen bei der Eingruppierung von Kita-Leitern, Erziehern und Sozialarbeiter geben. "Wir stehen an einer entscheidenden Wende: ob das Kita-System 2015 weiter so zu finanzieren ist wie das alte westdeutsche System", sagte Hocke.

VKA-Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann zeigte sich "gesprächsbereit". Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst nähmen allerdings "im Gehaltsgefüge des öffentlichen Dienstes eine herausgehobene Stellung ein". Erzieherinnen erhielten höhere Gehälter als andere Berufsgruppen mit vergleichbarer Ausbildung, die Gehälter der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst seien "stärker gestiegen als die von anderen Beschäftigten im öffentlichen Dienst".

Die GEW hält dagegen. Das Anfangsgehalt einer Erzieherin habe sich zwischen 2004 und 2013 um 14 Prozent gesteigert, das Endgehalt um 15,1 Prozent - das Durchschnittsgehalt aller Arbeitnehmer in diesem Zeitraum hingegen um 21,2 Prozent. Und die Belastung in Kitas nehme zu: Von 2008 bis 2014 sei die Betreuungsquote bei Kindern unter drei Jahren von 17,6 auf 32,3 Prozent gestiegen, die Quote von drei bis unter sechs Jahren von gut 90 auf 93,6 Prozent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort