"Gutes gewollt, Schlechtes erreicht"

Düsseldorf · Michael Wolffsohn ist Historiker und Publizist. Er ist in Tel Aviv geboren und lehrte an der Universität der Bundeswehr in München Neuere Geschichte. Im Mai erschien sein Buch "Zum Weltfrieden - ein politischer Entwurf". Er kritisiert das als historisch gefeierte Abkommen mit dem Iran.

"Gutes gewollt, Schlechtes erreicht"
Foto: ARRAY(0x286694ea0)

Düsseldorf. Der Atomkonflikt mit dem Iran ist beigelegt. Neben euphorischen Kommentaren dazu gibt es auch kritische Stimmen. Zu ihnen gehört der Historiker Michael Wolffsohn (Foto: dpa) . Mit ihm sprach unsere Mitarbeiterin Eva Quadbeck.

Herr Wolffsohn, ist das Iran-Abkommen aus Ihrer Sicht tragfähig?
Michael Wolffsohn: Nein. Keiner der regionalen Konflikte ist gelöst, und die iranischen Anlagen bleiben. Sie können jederzeit auf Atombombenproduktion sozusagen umgeschaltet werden. Faktisch ist der Iran nun eine Atommacht.
Andere werden nachrüsten, keiner die Atombomben einsetzen. Es folgt ein noch dramatischeres konventionelles Aufrüsten in der Region. Atomgefahr abgewendet, zur Kriegsgefahr hingewendet. Operation gelungen, Patient gestorben.

Kann der Iran mit diesem Verhandlungsergebnis eine neue konstruktive Rolle einnehmen, möglicherweise auch im Kampf gegen den IS?
Wolffsohn: Was hat die Atomfrage zu tun mit den faktischen Interventionen des Iran im Libanon, in Syrien, Jemen, Ägypten oder im Gazastreifen? Nichts. In Syrien und im Irak kämpft der Iran gegen den IS, in Ägypten und im Gazastreifen macht er gemeinsame Sache mit dem IS. Stets dem eigenen Interesse folgend. Als Strategen übertrifft die iranische Führung alle ihre Verhandlungspartner - Putin ausgenommen. Mit dem arbeiten sie eng zusammen.

Sind die sicherheitspolitischen Interessen Israels bei dem Abkommen ausreichend bedacht worden?
Wolffsohn: Bedacht ja, aber falsch gedacht, weil nun eben alle konventionell auf- und hochrüsten werden.
Mir ist auch nicht bekannt, dass iranische Raketen verringert oder zerstört werden sollen. Diese erreichen schon jetzt Europa, also auch uns in Deutschland. Fazit: Gutes gewollt, Schlechtes erreicht, zu kurz gesprungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort