In Trier fehlen preiswerte Wohnungen
Trier · Es gab Zeiten, da wurden in Trier Studenten in Turnhallen untergebracht, weil die Wohnungsnot so groß war. Andreas Wagner vom Studiwerk findet, es hat sich einiges getan. Aber: Ganz zufrieden ist er noch nicht.
Trier. Alexander sucht einen Nachmieter für sein 37 Quadratmeter großes Apartment. Die Wohnung hat einen Balkon und liegt nur fünf Minuten mit dem Bus von der Uni entfernt. Eigentlich perfekt für Phil, der bald in Trier studiert und bei Facebook auf der Seite "Wohnungssuche Trier" eine Bleibe finden will. Phils Ansprüche sind nicht groß, nur weit weg von der Uni darf die Wohnung nicht sein, so wie die von Alexander. 330 Euro kann Phil im Monat ausgeben - Alexanders Apartment aber kostet 490 Euro. Kalt. Zu teuer für Phil.
"In Trier mangelt es nicht an Zimmern", sagt Andreas Wagner, Geschäftsführer vom Studiwerk. "Hier fehlen preiswerte Zimmer", kritisiert er. Zwar habe es in den vergangenen Jahren einen Zubau bei gefördertem Wohnraum gegeben, 1600 Wohneinheiten stünden in Trier inzwischen. "Aber wir sind belegt", sagt Wagner, auch wenn die Wartelisten für die im Schnitt 20 Quadratmeter großen Zimmer mit Einbauküche und Bad, die unter 300 Euro im Monat kosten, kürzer würden. "Die Studenten suchen sich etwas anderes, und mit dem Semesterticket können sie auch ein bisschen außerhalb wohnen", weiß Wagner. Immerhin darf das Ticket auf einer Strecke zwischen Saarbrücken und Koblenz genutzt werden.
Fest steht: Die Mieten sind gestiegen in den letzten Jahren. Ab 315 Euro aufwärts muss ein Student kalkulieren, wenn er eine Wohnung in Trier sucht, die nahe der Uni liegt. Auf der Internetseite "studibu.de" sind zum Beispiel freie Zimmer und Wohnungen inseriert. Das 27 Quadratmeter große Apartment an der Augustinusstraße kostet da schon 375 Euro - fußläufig 18 Minuten von der Uni entfernt.
"Studenten haben einen schweren Stand auf dem Markt", sagt Philipp Deschermeier vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Nicht nur in Trier. Berufseinsteiger zieht es in die Großstädte, weil es dort auf dem Arbeitsmarkt einfacher für sie ist, Senioren wollen in der Stadt leben wegen der guten Einkaufsmöglichkeiten, der Freizeitangebote, des öffentlichen Nahverkehrs und der medizinischen Versorgung. Und mittendrin sind die Studenten, die im Schnitt ein niedrigeres Einkommen und eine schlechtere Bonität haben als Senioren und Berufstätige. "Durch die Flüchtlinge ist die Nachfrage nach kleinen Wohnungen nicht kleiner geworden", sagt Dreschermeier.
Gemeinsam mit der Deutschen Real Estate Funds hat das IW auf Grundlage der Angebotsdaten von ImmobilienScout24 einen Mietpreisindex entwickelt, der die Mieten von 15 Groß- und Universitätsstädten untersucht. Zwischen 2010 bis 2016 sei es zu teils deutlichen Mietsteigerungen gekommen, mancherorts um bis zu 37,3 Prozent. Verglichen wurden Wohnungen, die 30 Quadratmeter groß und unmöbliert sind aber eine Einbauküche haben. Die Wohnung sollte im Umkreis von 1,5 Kilometern zur Uni liegen. Während in München Mietkosten von 615 Euro anfallen, werden für eine vergleichbare Wohnung in Leipzig 316 Euro fällig. Damit gehört Trier zu den bezahlbareren Uni-Städten.
Auch wenn sich in diesem Jahr rund 300 Studenten mehr an der Hochschule eingeschrieben haben als noch 2015, "wir sind weit weg davon, Turnhallen anmieten zu müssen, um alle unterbringen zu können", sagt Andreas Wagner vom Studiwerk. Unter anderem weil die Uni in diesem Semester wieder mit weniger Studenten rechnet. "Etwa 14 000 werden eingeschrieben sein", sagt Universitätspräsident Michael Jäckel. Zwischen 2000 und 2200 Ersties erwartet er. "Genaue Zahlen können wir erst im November bekanntgeben", sagt Jäckel. Bis dahin liefen die Nachrück-Verfahren.
Auch wenn die Suche nach Wohnungen nicht einfacher wird: Trier ist und bleibt eine Studentenstadt, sagt Stadtsprecher Ralf Frühauf. "Wenn wir die Studenten der Hochschule, der Uni und die Priesteranwärter zusammenrechnen, zählen wir rund 20 000", sagt er.