Italien schätzt nach Erdbeben die Folgen ab

Rom · Zwei starke Erdstöße in Italien haben wohl vor allem Schäden an Gebäuden angerichtet - und den Bewohnern im Zentrum des Landes die Angst zurückgebracht. Das Ausmaß der Erdbeben wird erst nach Sonnenaufgang zu sehen sein.

Mit Sonnenaufgang wird am Morgen nach den schweren Erdbeben in Mittelitalien ein erster Überblick über die Lage möglich. Obwohl die Erdstöße am Mittwochabend ähnlich stark waren wie bei dem verheerenden Beben vor fast exakt zwei Monaten, schätzte der Zivilschutz die Folgen zunächst als weniger schwer als befürchtet ein. Nach offiziellen Angaben starb ein Mann, weil er wohl infolge der Beben einen Herzinfarkt erlitten hatte. Berichte über weitere Todesopfer gab es am Donnerstagmorgen zunächst nicht. Bis in die Morgenstunden gab es Nachbeben.

Mehrere Bürgermeister der kleinen Gemeinden in den Marken und in Umbrien hatten sich zuversichtlich gezeigt, dass es trotz schwerer Schäden keine Vermissten und Verschütteten geben könnte. Allerdings wurden viele Schäden an Gebäuden vermutet. „Meine Fachleute haben mir gesagt, dass das historische Zentrum (...) komplett unzugänglich sein könnte“, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa den Bürgermeister der Gemeinde Visso, Giuliano Pazzaglini, am Donnerstagmorgen.

In Visso war der heftigste Erdstoß gemessen worden. Die Stärke variierte nach Angaben unterschiedlicher Erdbebenwarten zwischen 5,9 und 6,1 auf der Richter-Skala. Viele Menschen hatten da wegen eines Vorbebens schon ihre Häuser verlassen und hielten sich im Freien auf.

Die Erdstöße ereigneten sich in jener Region, die erst Ende August von einem heftigen Beben getroffen worden war. Damals kamen 298 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen in der Ortschaft Amatrice. Der dortige Bürgermeister Sergio Pirozzi sagte, auch in seinem Ort sei es erneut zu Schäden gekommen. „Es gab Einstürze, aber nur von Gebäuden, die schon beschädigt waren“, sagte er laut Ansa. „Natürlich weckt das wieder die Angst.“

Nun hat es die Orte Visso, Ussita, Castelsantangelo sul
Nera, Muccia, Pieve Torina, San Ginesio, Camerino und Caldarola getroffen. „Es ist eine sehr harte Probe auf psychologischer Ebene“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Castelsantangelo, Mauro Falcucci, Repubblica TV. Augenzeugen in der Unglücksregion hatten zunächst von einer „apokalyptischen Situation“ gesprochen. Mancherorts war der Strom ausgefallen, es wurden Einstürze erwartet. In den Marken sollten drei Krankenhäuser geräumt werden. Viele Schulen sollten am Donnerstag geschlossen bleiben.

Bis nach Rom waren die Beben zu spüren, es wurden auch Schäden gemeldet. In der Erdbebenregion verbrachten viele Menschen nach Medienberichten die regnerische Nacht im Auto oder in Notunterkünften. Italien wird häufig von Erdstößen heimgesucht, die immer wieder verheerende Folgen haben.

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