Kammern: So ist der Hahn nicht zu retten

Trier · Die Industrie- und Handelskammern (IHK) Trier und Koblenz sind mit dem Sanierungskurs für den Flughafen Hahn unzufrieden. Das Konzept könne "nicht einmal als halbherzig bezeichnet werden", weitere Landesmittel seien Steuerverschwendung, schreiben sie an Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Trier. Nach der CDU-Opposition nimmt auch die regionale Wirtschaft die Pläne für den Hunsrück-Airport, die der Aufsichtsrat am Montag beschlossen hat (der TV berichtete), aufs Korn.
In einem Brief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Innenminister Roger Lewentz und Landtagspräsident Joachim Mertes (alle SPD), der stellvertretender Hahn-Aufsichtsratschef ist, prangern die IHK-Präsidenten Peter Adrian (Trier) und Manfred Sattler (Koblenz) an, ein klar erkennbares Sanierungskonzept sei abhanden gekommen. Der Flughafen will durch Kostensenkungen und Erlössteigerungen sein Jahresergebnis um 7,5 Millionen Euro verbessern. Angepeilt waren zwölf Millionen.Kritik: Vages Konzept



Nach Einschätzung der Kammern bleibt das Konzept "sehr vage". Das Thema Personalaufwand werde ausgeklammert, obwohl andere Regionalflughäfen ihren Betrieb mit weniger als einem Drittel im Vergleich zur Hahn-Belegschaft abwickelten.
Den Verantwortlichen mangele es "offensichtlich am Willen zu einer konsequenten Richtungsentscheidung". Alle betriebswirtschaftlich sinnvollen Möglichkeiten müssten ergriffen werden, um die Mittel im Landeshaushalt nur im Notfall auszuschöpfen. Adrian und Sattler schreiben in dem Brief, der dem Trierischen Volksfreund vorliegt: "Die ohnehin schwierige Suche nach einem Käufer aus der Privatwirtschaft wird auf Jahre unmöglich."Vorwurf Steuerverschwendung


Die Maßnahmen reichten nicht aus, um den Flughafen betriebswirtschaftlich tragfähig aufzustellen "und zumindest mittelfristig weitere Verluste zu verhindern".
Weiteres Geld aus dem Landeshaushalt fließen zu lassen, müsse in der Konsequenz "als Steuerverschwendung betrachtet werden".
Die Kammern bieten bei der Konsolidierung des Flughafens, die sie "weiterhin für möglich halten", ihre Unterstützung an. Das Ziel müsse deutlich vor dem Jahr 2023 erreicht werden.
Minister will mehr Zeit


Die Landesregierung verfolgt indes einen anderen Weg. Der zuständige Minister Roger Lewentz teilt mit, dass im Kabinett eine Stellungnahme zu den EU-Flughafen-Leitlinien beschlossen worden ist.
Das Land "wirbt dafür, den Flughäfen mehr Zeit für das Erreichen der Rentabilitätsschwelle einzuräumen".
Der Brüsseler Entwurf sei von einer wettbewerbsorientierten Ausrichtung dominiert, er vernachlässige strukturpolitische Effekte und verkehrspolitische Aspekte.
Laut Lewentz weist das Land in der Stellungnahme gegenüber der Europäischen Union darauf hin, dass die Flughäfen Hahn und Zweibrücken "durch erhebliche Folgekosten aus der militärischen Vornutzung deutlich stärker belastet sind als andere Flughafenprojekte".

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