Kampf um Obama-Nachfolge: Alle gegen Trump, Trump gegen alle

Washington · Eine Frau und 14 Männer befinden sich im Feld der republikanischen Bewerber auf das US-Präsidentenamt. In einer Fernsehdebatte gab es viele markige Sprüche und Parolen, jedoch kaum inhaltliche Neuigkeiten zu hören.

Washington. Am Tag vor der Debatte hatte er noch die grauen Kanonen eines Kriegsschiffs als Redekulisse gewählt. Auf der "USS Iowa" gab Donald Trump, ein Immobilienkönig, der einst die Wehrpflicht des Vietnamkrieges mit Glück und Attesten umging, den Commander-in-Chief. Er gab, wie nun schon seit drei Monaten, den starken Mann, der verzagten, inkompetenten Politikern schon zeigen würde, was man tun müsse, damit der Rest der Welt Amerika angemessenen Respekt entgegenbringt.
Auf der Bühne dann, in der kalifornischen Präsidentenbibliothek Ronald Reagans, war es Trump, der Anti-Politiker, führend in den Meinungsumfragen, der von den anderen ins kollektive Kreuzfeuer genommen wurde. "Ich denke, Herr Trump ist ein wunderbarer Entertainer, er ist wirklich großartig in diesem Beruf", witzelte Carly Fiorina, die frühere Chefin des Hightechkonzerns Hewlett-Packard (HP), die einzige Frau im Feld der 15 republikanischen Bewerber, als krasse Außenseiterin gestartet und nunmehr der Shooting-Star.Lehrling im Weißen Haus


"Wir brauchen keinen Lehrling im Weißen Haus, wir haben dort schon einen", stichelte Scott Walker, der Gouverneur Wisconsins, unter Anspielung auf Trumps Reality-Show "The Apprentice", garniert mit der üblichen Obama-Schelte. Jeb Bush, der nicht recht in Fahrt kommende Erbe einer Präsidentendynastie, forderte in robustem Ton eine förmliche Entschuldigung, nachdem der Baulöwe seine vergleichsweise moderaten Ansichten beim Thema Einwanderung mit den Worten attackiert hatte, Bush verhalte sich nur so, weil er mit einer Mexikanerin verheiratet sei. Seine Gattin Columba sitze im Saal, "warum bitten Sie sie nicht hier und jetzt um Verzeihung?"
Und irgendwann revanchierte sich Fiorina dafür, dass Trump, im kleinen Kreis, dokumentiert vom Magazin Rolling Stone, im Stil eines pubertären Pennälers über ihr Aussehen gelästert hatte ("Guckt euch nur dieses Gesicht an!"). Die Frauen dieses Landes hätten sehr wohl gehört, was Herr Trump zu sagen hatte, stutzte sie ihn eiskalt zurecht, als er sich auf Missverständnisse herauszureden versuchte. Im Übrigen könne man einem solchen Jongleur, der im Laufe seiner Karriere viermal Bankrott angemeldet habe, etwa mit seinen Casinos in Atlantic City, nicht guten Gewissens die Finanzen der Vereinigten Staaten anvertrauen. Was Trump mit der Bemerkung konterte, Fiorina habe HP in ihren fünf Jahren an der Firmenspitze so katastrophal gemanagt, dass sie das Unternehmen praktisch zerstörte.So gut wie keine Substanz


Würde er jetzt zu Hause am Bildschirm zuschauen, würde er wahrscheinlich abschalten, kommentierte John Kasich, der Gouverneur Ohios, darum bemüht, in der Hitze der Wortgefechte die Rolle des Erwachsenen im Kinderzimmer zu spielen. Alle gegen Trump, Trump gegen alle. Und so gut wie keine Substanz.
Dass die Republikaner Barack Obama für einen außenpolitischen Versager halten, ist nicht wirklich neu. Was sie, zum Beispiel in Syrien, anders machen würden, blieb hinter markigen Sprüchen verborgen, hinter Parolen, die amerikanische Führungsstärke anmahnen und den vermeintlichen Verlust amerikanischer Militärmacht bedauern. Boots on the ground? Bodentruppen in den Kampf gegen die IS-Milizen beordern? Und wenn ja, wie viele? Nichts, worauf es konkrete Antworten gegeben hätte.
Im Streit um den Atomdeal mit Iran allerdings waren Nuancen nicht zu überhören: Die Geister scheiden sich an der Frage, ob man das Abkommen nur kritisieren oder aber annullieren soll, sofern im Januar 2017 ein Republikaner ins Oval Office einzieht. Der texanische Senator Ted Cruz, der härteste Hardliner, würde es unverzüglich "in Stücke reißen". Kasich dagegen warnte davor, "ohne unsere Freunde in Europa" einen Alleingang zu riskieren. Einfach ein Papier zu zerreißen sei noch keine Strategie, pflichtete ihm Bush bei.
Und Trump? Der beließ es bei der oft wiederholten Behauptung, dass er schlauer mit den Iranern verhandelt hätte als Obamas Außenminister John Kerry und dessen Kollegen. Ein derart schlechtes Geschäft, tönte er, habe er noch nie gesehen.

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