Künftige Regierung Trump: ältere, weiße, wertkonservative Männer

Washington · Donald Trumps künftiges Kabinett ist die konservativste Ministerriege, die in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten zusammengestellt wurde. Ein Beitrag unseres Korrespondenten.

Auf Wahlkampfbühnen hat sich Donald Trump in populistischer Pose als Kandidat des Wandels verkauft. Da gab er den kühnen Reformer, der den Sumpf in Washington trocken zu legen versprach, wobei das mit dem Morast als Metapher für das politische Establishment gedacht war. Zum Erfolg trug bei, dass er nicht so leicht in ein Parteienraster passte. Schließlich forderte Trump die Platzhirsche der "Grand Old Party" mit derselben Verve heraus, mit der er sich mit Hillary Clinton duellierte. Ein Pragmatiker, ideologisch nicht festgelegt, weder Republikaner noch Demokrat - so sollten ihn die Wähler sehen. Das Kabinett aber, das er gezimmert hat, lässt jenen überparteilichen Charme nahezu komplett vermissen. Es ist die konservativste Ministerriege, die in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten zusammengestellt wurde.

Der 70 Jahre alte Tycoon hat lauter ältere, weiße, wertkonservative Männer um sich geschart, die eines mit ihm verbindet: Sie sind es gewohnt, in straffen Hierarchien Kommandos zu geben, sei es in Uniform oder an der Spitze eines Unternehmens. Erfahrungen im politischen Alltagsbetrieb, wo geduldig dicke Bretter zu bohren sind, wo die Opposition widerspricht, wo im Parlament an Kompromissen zu feilen ist, haben gerade jene kaum aufzuweisen, denen der künftige Staatschef die Schlüsselposten seines Kabinetts anvertraut.

Was sofort ins Auge sticht: Trump hat ein Faible für hochdekorierte Soldaten, weshalb seine Kritiker vor einer Weltsicht warnen, bei der man alles durch die militärische Brille betrachtet. Der frühere General Michael Flynn, der den Islam einmal pauschal als Krebsgeschwür bezeichnete, wird als Nationaler Sicherheitsberater enormen Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik bekommen. Mit John Mattis wird ein Ex-General Verteidigungsminister, mit John Kelly leitet ein weiterer das Heimatschutzministerium, das die Grenze zu Mexiko sichern soll, um illegalen Einwanderern den Weg zu versperren.

Ebenso prominent vertreten sind Leute, die ein Milliardenvermögen besitzen oder doch zumindest etliche Millionen auf dem Konto haben. Eine ziemlich ironische Volte angesichts der Vorgeschichte. Der Wahlkampfrebell Trump hat sich als wortgewaltiger Widerpart der Finanzjongleure der Wall Street geriert, er hat Hillary Clinton als eine Art Marionette der Wall Street porträtiert, nur um jetzt zentrale Posten an jene Jongleure zu vergeben.

Steven Mnuchin, sein designierter Finanzminister, war Investmentbanker bei Goldman Sachs, bevor er in Hollywood ins Filmgeschäft einstieg. Wilbur Ross, der das Handelsministerium leiten soll, hat mit der Sanierung kriselnder Firmen Milliarden verdient. Gary Cohn, die rechte Hand von Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein, übernimmt den Vorsitz eines Wirtschaftsberatergremiums im Weißen Haus. Die Milliardärin Betsy DeVos (Bildungsressort) zählt seit drei Jahrzehnten zum Kreis der verlässlichsten Spender der Republikanischen Partei, während Linda McMahon allein die Kampagne Trumps mit sechs Millionen Dollar unterstützte. McMahon, mit der Wrestling-Vermarktung zu Geld gekommen, wird belohnt, indem sie als Beauftragte für kleine und mittlere Unternehmen am Kabinettstisch sitzen darf. Andrew Puzder, Manager eines Fast-Food-Imperiums, wird Arbeitsminister, was in Gewerkschaftskreisen für Alarmstimmung sorgt. Puzder gilt als großer Fan von Robotern, deren Vorzüge er einmal mit folgenden Worten beschrieb: "Sie sind immer höflich, nehmen nie Urlaub, kommen nie zu spät zur Arbeit, rutschen nie aus oder fallen hin, und wegen Alters- oder Rassendiskriminierung haben sie auch noch nie geklagt".

Dann wäre da noch die Rubrik "Loyale Freunde", Politiker, die sich eine Beförderung erhofften, weil sie sich bereits hinter den Kandidaten Trump stellten, als ihm die Parteielite noch die kalte Schulter zeigte. Jeff Sessions gehört dazu, bislang Senator für Alabama, nunmehr designierter Justizminister, ein Veteran vom rechten Flügel der Konservativen, in dem besorgte Bürgerrechtler einen Ideologen alten Südstaatendenkens sehen. Scott Pruitt, bis dato Generalstaatsanwalt des ölreichen Bundesstaats Oklahoma, steht für Trumps Wahlversprechen, die Erdölbranche von allen ökologischen Fesseln zu befreien und obendrein wieder mehr Kohle zu fördern, statt auf erneuerbare Energiequellen zu setzen. Ausgerechnet Pruitt, der bezweifelt, dass menschliches Verhalten verantwortlich für den Klimawandel ist, soll der Umweltbehörde EPA vorstehen. Mit anderen Worten, er wird ein Ressort verwalten, das er seit Jahren mit allen Mitteln zu schwächen versucht. Es ist der Klassiker: Der Bock in der Rolle des Gärtners.

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