Massive Abwanderung aus dem Osten

Wiesbaden/Berlin · 25 Jahre deutsche Einheit - das ist auch eine Fülle von Daten und Fakten. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat dazu gestern eine Jubiläumsbroschüre veröffentlicht.

Wiesbaden/Berlin. Nachfolgend die wichtigsten und besonders interessanten Zahlen im Überblick: Wie hat sich die Bevölkerung entwickelt? Mit aktuell knapp 81 Millionen Menschen ist die Bevölkerungszahl im wiedervereinigten Deutschland seit 1991 nahezu konstant geblieben. Allerdings haben sich die Gewichte deutlich verschoben, denn die neuen Länder verloren in dieser Zeit mehr als zwei Millionen Einwohner. Heute leben zwischen Rügen und Fichtelberg noch 12,5 Millionen Menschen. Das sind 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. 1991 waren es noch 14,5 Millionen mit einem Bevölkerungsanteil von 18 Prozent. Hauptursachen sind eine massive Abwanderung aufgrund wirtschaftlicher Probleme sowie die drastisch gesunkene Geburtenzahl. Wer profitiert von der Binnenwanderung? Zunächst einmal alle westdeutschen Flächenländer. Die Bevölkerungszahl legte dort seit 1991 um gut vier Prozent zu. Allerdings ist dabei auch die Zuwanderung aus dem Ausland miteinberechnet. Das größte Plus verbuchte Bayern, wo jetzt rund eine Million Menschen mehr wohnen als noch vor einem Vierteljahrhundert. Dagegen verzeichnete Sachsen-Anhalt den stärksten Einbruch - das Land verlor mehr als jeden fünften Einwohner. Bis 2013 war der Wanderungssaldo für den gesamten Osten stets negativ. Inzwischen ziehen aber auch mehr Menschen nach Sachsen und Brandenburg als von dort weg. Wohin zieht es Migranten? Vorrangig in die alten Bundesländer. Von den insgesamt 16,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund - dazu zählen alle Ausländer sowie nach 1949 Zugewanderte und alle in Deutschland als Deutsche Geborene mit mindestens einem ausländischen Elternteil - leben 97 Prozent in den alten Ländern. Auf den Osten entfallen 569 000 Personen mit Migrationshintergrund (drei Prozent). Gemessen an den jeweiligen Einwohnern hat Hamburg mit 28,9 Prozent den höchsten Anteil an Migranten. Den geringsten Anteil verzeichnet Thüringen mit 4,1 Prozent. Werden die Mütter immer älter? Eindeutig ja. Seit der Wiedervereinigung ist das Alter der ostdeutschen Mütter bei der ersten Geburt um über fünf auf jetzt 28,1 Jahre gestiegen. Damit sind sie nur noch wenig jünger als die Mütter im Westen (29,5 Jahre). Im Jahr 1989 war der Altersunterschied noch beträchtlich: In der DDR bekam damals eine Frau mit durchschnittlich 22,9 Jahren ihr erstes Kind. In der Bundesrepublik lag das Alter bei 26,8 Jahren. Deutliche Ost-West-Unterschiede gibt es bei den außerehelichen Geburten. In Sachsen-Anhalt haben zwei Drittel der Neugeborenen unverheiratete Eltern. Unter den alten Bundesländern hält Schleswig-Holstein den Spitzenwert: Dort kommt gut jedes dritte Kind (38 Prozent) außerhalb einer Ehe zur Welt. Worin ist der Osten Spitze? Zum Beispiel im Tourismus. Betrachtet man die Zahl der Übernachtungen pro 1000 Einwohner, dann liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 17 297 Übernachtungen im Jahr 2013 klar vorn. Besonderer Anziehungspunkt sind hier die Ostsee und die Seenlandschaft. Gemessen an der absoluten Zahl der Übernachtungen ist allerdings Bayern das Touristenland Nummer eins. 2013 zählte der Freistaat 84,2 Millionen Übernachtungen. Bei der Verfügbarkeit und Nutzung von Kitas liegt der Osten flächendeckend vorn. Im vergangen Jahr wurden dort 52 Prozent aller Kleinkinder in einer öffentlichen Einrichtung betreut. In den alten Ländern waren es 27 Prozent. vet

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