Millionen Menschen checken sich selbst mit Handy und Computer

Trier · Sie messen alles an sich: Laufzeiten, Blutdruck, Schlafzeiten, Sex, Urin und sogar Glück: Die wachsende Zahl der "Selbstvermesser" stellt ihr Leben in Zahlen und Diagrammen dar - um es dann zu verbessern. Der Gesundheitsbereich verändert sich durch diesen Trend, sagen Trierer Forscher.

Trier. "Sich regen bringt Segen", lautet ein altes Sprichwort. Doch mit diesen vier Worten lockt man im Jahr 2014 kaum noch jemanden von der Coach. Da sind Technologien wie Apps, das sind Programme, die man auf einem Smartphone installiert, erfolgsversprechender. Gerrit Fröhlich, Soziologe an der Universität Trier, sagt: "Ein Fünftel aller Smartphone-Besitzer hat Apps zur Selbstvermessung der Gesundheit." So gut wie alles kann in Zahlen gefasst werden: Vom Blutdruck über den Schlaf bis hin zum Glück. Eine US-amerikanische Studie zeigt allerdings, dass die verbreitetste Form der Selbstvermessung die Erhebung von Fortschritten im Lauftraining ist.

Wie wird das Ich vermessen? Mit Hilfe von Technik werden systematisch Selbstbeobachtungen von Körper und Alltag durchgeführt. Die Ergebnisse werden dokumentiert und teils im Internet veröffentlicht, um sich darüber mit anderen auszutauschen.

Quantified Self (quantifiziertes Selbst) nennt sich eine Bewegung dazu, die auch in Deutschland Fuß fasst. "Ein Großteil der angebotenen Anwendungen der Selbstvermessung dient der Optimierung der Gesundheit", sagt Fröhlich. Der Trierer Forscher hat mit seinem Team organisierte Selbstvermesser befragt. Erste Ergebnisse: Eigene Verhaltensmuster sollen transparent gemacht werden. Erwünschte Folgen: verstärkte Achtsamkeit auf den Körper sowie das Gefühl gesteigerter Selbstkontrolle. Das Arzt-Patienten-Verhältnis könne sich dadurch verändern, sagt Fröhlich. Ärzte könnten etwa erhobene Daten für Behandlungen nutzen.

Laut dem Hamburger Trendforscher Peter Wippermann wird Selbstoptimierung in den kommenden Jahren eine neue Dimension erreichen: Der Körper werde zum Eigenkapital, die Gesundheit zum obersten Ziel.

Der Vorsitzende der Bezirksärztekammer in Trier, Günther Matheis, sieht in der Selbstoptimierung Chancen - vor allem für jüngere Menschen.Mehr zum Thema

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