Mit Musik gegen Atomraketen

Büchel · Hunderte Atomwaffengegner campieren seit gestern vor dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Mit Musik protestieren sie gegen die nuklearen Sprengköpfe, die dort von Soldaten der Bundeswehr bewacht werden.

 Protest gegen Atomwaffen in Büchel: 60 Musiker blockieren das Haupttor des Bundeswehrstützpunkts. Foto: Dieter Junker

Protest gegen Atomwaffen in Büchel: 60 Musiker blockieren das Haupttor des Bundeswehrstützpunkts. Foto: Dieter Junker

Büchel. Atomwaffengegner blockieren seit gestern Mittag den Fliegerhorst in Büchel (Landkreis Cochem-Zell). 24 Stunden lang soll der Luftwaffenstützpunkt der Bundeswehr lahmgelegt werden - vor allem mit musikalischen Mitteln.
Die Atomwaffengegner wollen so im Vorfeld der Bundestagswahl Druck auf die Politik ausüben, um einen Abzug der Atomwaffen aus Deutschland zu erreichen.
Zum Auftakt der Blockade um fünf vor zwölf spielt die Aktions- und Musikgruppe Lebenslaute mit mehr als 60 Musikern vor dem Haupttor.
Auch die Schauspielerin Barbara Rütting ist dort dabei. "Wir sind noch da, die Friedensbewegung ist noch da", freute sich die 85-Jährige, die vor 30 Jahren bereits bei der sogenannten "Prominentenblockade" in Mutlangen den dortigen Atomwaffenstützpunkt blockierte.
Und sie will auch ihre Mitstreitern in Büchel anspornen: "Unser Mut wird reichen, nicht nur in Mutlangen, sondern auch in Büchel." Im Hinblick auf den Abzug der Mittelstreckenraketen aus Deutschland vor 25 Jahren resümiert die Aktivistin: "Die Friedensbewegung war erfolgreich."
Auch Elke Koller von der örtlichen Friedensgruppe ist zufrieden. Dennoch meint sie: "Es ist fünf vor zwölf." Denn es sei höchste Zeit, die Atomwaffen in Büchel abzuziehen, statt sie zu modernisieren. Koller erinnert die Bundesregierung an ihr Versprechen in der Koalitionsvereinbarung, das noch nicht umgesetzt wurde. Dort sei der Abzug festgeschrieben. "Deshalb stehen wir hier", machte die Friedensaktivistin deutlich.
Rund 750 Menschen sind nach Angaben der Veranstalter zum Auftakt der Blockade gekommen, die Polizei spricht dagegen von "höchstens 400".
"Natürlich hätten wir uns über mehr Teilnehmer gefreut", meint Roland Blach von der Kampagne "Atomwaffenfrei jetzt". Aber: "1996 haben wir mit ein paar Dutzend angefangen." Und er fügt hinzu: "Wir werden das letzte Mal hier sein, wenn die Atomwaffen wirklich aus Büchel weg sind."
Während der Demonstration ist auch die Polizei mit mehreren Einsatzkräften vor Ort, ohne jedoch einschreiten zu müssen. Mehr als ein Dutzend Musikgruppen nehmen an der Blockade der sieben Tore des Fliegerhorstes teil. Die Rocksängerin Nina Hagen, die ebenfalls in Büchel auftreten sollte, sagte am Sonntagvormittag allerdings ihre Teilnahme ab.
Im Fliegerhorst Büchel lagern nach Expertenschätzung aus den Zeiten des Kalten Kriegs noch Atomsprengköpfe, für deren Einsatz im Ernstfall die Bundeswehr Tornado-Kampfflieger bereithält. DJU

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