Mitarbeiter legen Betrieb lahm

Wittlich/Trier · Beim Wittlicher Spezialmotorenhersteller Franklin Electric standen am Donnerstag die Maschinen wegen eines ganztägigen Warnstreiks still. Die Produktion soll verlagert werden, 90 Jobs stehen auf dem Spiel. Die Gewerkschaft droht inzwischen mit einem unbefristeten Streik.

Wittlich/Trier. "Wir geben nicht kampflos auf." Diese Botschaft ging von dem ganztägigen Warnstreik bei dem Wittlicher Spezialmotorenhersteller Franklin Electric aus. Bereits mit Beginn der Frühschicht um 5.30 Uhr begann am Donnerstag der Streik, der erst mit der Spätschicht am Abend endete. Hintergrund der Protestaktion: Die Produktion soll aus Kostengründen von Wittlich nach Tschechien verlagert werden, 90 von insgesamt 150 Mitarbeitern haben deshalb bereits eine Kündigung erhalten. Die übrigen Arbeitsplätze im Auslieferungslager, der Entwicklungsabteilung, im Vertrieb, Service und in der Verwaltung sollen erhalten bleiben, kündigte Geschäftsführer Manfred Hey Anfang Juli an. Die Gewerkschaft misstraut den Aussagen der Firmenleitung, will für die verbleibenden Mitarbeiter eine Standort- und Beschäftigungsgarantie bis 2020 erreichen.
Vor zehn Jahren beschäftigte Franklin Electric in Wittlich noch mehr als 300 Mitarbeiter. Scheibchenweise ist seitdem die Belegschaft geschrumpft - auf heute 150 Mitarbeiter.
Nach Angaben des IG-Metall-Bevollmächtigten Roland Wölfl wurden am Donnerstag die Angestellten am Betreten des Firmengeländes gehindert, sie hätten deshalb Urlaub genommen. Die Gewerkschaft strebt für die von der Entlassung betroffenen Mitarbeiter längere Kündigungsfristen, eine bessere Mitbestimmung und die Finanzierung einer Transfergesellschaft an. Für die übrigen Mitarbeiter gehe es um die Standort- und Beschäftigungsgarantie.
Ein erstes Treffen zwischen IG Metall und Geschäftsleitung sei in dieser Woche nach 50 Minuten ergebnislos beendet worden, sagte Wölfl. Von der Geschäftsführung war aktuell niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Unterdessen scheiterte am Donnerstagmittag der Franklin-Betriebsrat auch im zweiten Anlauf mit seinem Versuch, vor dem Arbeitsgericht eine Unterlassungsverfügung zu erwirken. Es habe an der Eilbedürftigkeit gefehlt, sagte Gewerkschafts-Bevollmächtigter Roland Wölfl nach der Verhandlung.
Der Betriebsrat hatte geklagt, weil das Unternehmen die Verhandlungen über einen Sozialplan für die gekündigten Mitarbeiter als gescheitert erklärt hatte. "Und dass, obwohl inhaltlich noch gar nicht verhandelt wurde", sagt Gewerkschafts-Bevollmächtigter Roland Wölfl. Franklin Electric Geschäftsführer Manfred Hey erklärt hingegen im Rahmen der ersten Verhandlung, der Betriebsrat habe die angebotenen Verhandlungstermine nicht wahrgenommen.
Die Gewerkschaft will nun am 14. Oktober über einen unbefristeten Streik abstimmen lassen. "Dann gehen wir auf die Barrikaden und üben noch mehr Druck aus", kündigte Wölfl im Gespräch mit unserer Zeitung an.Extra

Die Franklin Electric Europe GmbH ist seit fünf Jahrzehnten in Wittlich. Der Standort ist für das nach dem Erfinder und Staatsmann Benjamin Franklin benannte amerikanische Unternehmen Europa-Hauptsitz. In der Europa-Gruppe beschäftigt Franklin Electric nach eigenen Angaben 540 Mitarbeiter, die Unterwassermotoren herstellen. Die Motoren werden weltweit vertrieben. Das Werk in Wittlich wurde 1964 gegründet und zog 1967 an den heutigen Standort. sey

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