Nach dem Chaos kommt die Angst: Einbrecher haben häufig leichtes Spiel - Betroffene leiden unter Folgen

Trier · Mit Beginn der dunklen Jahreszeit haben Einbrecher wieder Konjunktur. Immer häufiger sind Banden am Werk. Das Risiko, erwischt zu werden, ist gering. Die von einem Einbruch Betroffenen sind oft traumatisiert.

Trier. Als Alwine und Rudolf Z. aus einem kleinen Dorf in der Nordeifel an jenem Herbstabend nach Hause kommen, merken sie gleich, dass etwas passiert sein muss: Die Haustüre steht offen, schon von draußen ist das Chaos in der Wohnung zu sehen. Sämtliche Kleiderschränke sind ausgeräumt und durchwühlt, die Schubladen liegen ausgekippt auf dem Fußboden. Die Beute der Diebe: ein paar Hundert Euro und etwas Familienschmuck. Ärgerlich, aber für die Bewohner längst nicht das Schlimmste. "Der Gedanke, dass ein Fremder alles angefasst hat, schockiert mich", sagt Alwine Z.Mehr Taten als im Vorjahr


So wie vor einiger Zeit den beiden Eifelern Alwine und Rudolf Z. ergeht es jedes Jahr vielen Wohnungs- und Hausbesitzern. Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 5000 auf knapp 150 000 angestiegen. Im Bereich des Polizeipräsidiums Trier gab es im vergangenen Jahr 705 Wohnungseinbrüche und damit 122 Fälle mehr als im Vorjahr. In knapp der Hälfte aller Fälle blieb es allerdings bei einem Versuch.
Mit ein Grund, warum die Polizei immer wieder an Wohnungs- und Hausbesitzer appelliert, die eigenen vier Wände vor Langfingern zu schützen - etwa durch den Einbau einbruchhemmender Fenster und Türen (siehe Extra).
"Ein guter Einbruchschutz schreckt ab", sagt der Trierer Polizist und Präventionsexperte Wilfried Plohmann, "denn die Täter wollen schnell in die Wohnung hinein." Dauert das zu lange, steigt das Entdeckungsrisiko, und die Einbrecher lassen meist von ihrem Vorhaben ab.
Dennoch: Häufig genug haben die Täter Erfolg, sind Fenster oder Terrassentüren in wenigen Sekunden aufgehebelt. Dann muss es schnell gehen. Auf der Suche nach Bargeld und leicht zu transportierender, wertvoller Beute wird die Wohnung oder das Haus systematisch durchkämmt, bevor die Einbrecher wieder das Weite suchen. Häufig unbemerkt.
Auch im nachhinein werden nur die wenigsten Täter geschnappt. Im Bereich des Trierer Polizeipräsidiums lag die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr gerade einmal bei 14 Prozent, im Jahr davor lag sie immerhin noch sechs Prozentpunkte darüber. Ein Grund: Vor allem Profi-Einbrecher hinterlassen kaum Spuren.
Viele Täter gehören nach Erkenntnissen der Polizei international operierenden Banden an, die zum Teil aus dem Ausland geführt werden. Das Bundeskriminalamt (BKA) schätzt, dass sich in Deutschland derzeit etwa 20 000 Menschen der größtenteils straff organisierten "russisch-eurasischen Gruppierungen" aufhalten. Diese Tätergruppen sollen laut BKA-Chef Jörg Ziercke für einen Teil der 150 000 letztjährigen Wohnungseinbrüche verantwortlich sein.
Nach BKA-Erkenntnissen haben die russischen Bandenbosse Deutschland in 22 Regionen aufgeteilt, in denen von ihnen geführte Brigaden aktiv sind. Auch in der Region Trier treiben immer häufiger überörtlich agierende Banden ihr Unwesen. Gerade die Nähe zu Luxemburg, Frankreich, Belgien oder anderen Bundesländern mache Teile der Region für diese Einbrecherbanden interessant, sagt Polizeisprecherin Sabine Bamberg. Aktuelle Zahlen zu den Einbrüchen in diesem Jahr liegen zwar noch nicht vor. "Doch zurückgegangen ist die Zahl auf keinen Fall", sagt ein Insider unserer Zeitung.
Viele Betroffene haben nach einem Einbruch lange mit den Folgen zu kämpfen. Sie fühlen sich in den eigenen vier Wänden plötzlich nicht mehr sicher und wohl, einige suchen sich deshalb sogar eine neue Wohnung. Auch bei den beiden Eifeler Einbruchsopfern hinterließ die Tat seinerzeit Spuren: "Ich komme mir plötzlich fremd vor und habe Angst im eigenen Haus", meinte Alwine Z.Extra

Eine gut gesicherte Wohnung ist immer noch der beste Schutz vor Einbrechern. Also: "Wer neue Fenster oder Türen kauft, sollte darauf achten, dass sie geprüft einbruchhemmend sind", rät der Trierer Präventionsexperte Wilfried Plohmann. Ältere Fenster und Türen könnten entsprechend nachgerüstet werden. Wer wissen möchte, wie er seine Wohnung oder sein Haus am besten sichern kann, wendet sich an die Experten im Trie rer Polizeipräsidium (Telefon 0651/9779-1256; E-Mail: beratungszentrum.trier@polizei.rlp.de ). Die Beratung erfolgt auf Wunsch vor Ort und ist kostenlos. Mit einem Infostand im Trie rer Präventionszentrum, Salvianstraße 9, informieren Polizei und Verbraucherzentrale rund um Einbruchschutz und unseriöse Schlüsseldienste auch am morgigen Freitag von 10 bis 16 Uhr. sey

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort