Neue Route für den klammen Flughafen Hahn

Mainz · Ein Silberstreif am Horizont für den Flughafen Hahn? Laut Geschäftsführer Heinz Rethage kann der Airport saniert werden und ab 2017 ohne staatliche Subventionen auskommen. Doch kaum liegen die Pläne auf dem Tisch, regt sich bereits Widerstand.

 Der Flughafen Hahn steckt in den roten Zahlen: Mit dem neuen Konzept will Geschäftsführer Rethage den Betrieb wieder flottmachen. Foto: dpa

Der Flughafen Hahn steckt in den roten Zahlen: Mit dem neuen Konzept will Geschäftsführer Rethage den Betrieb wieder flottmachen. Foto: dpa

Mainz. Peter Adrian kennt sich aus mit dem Fliegen. Der Vorsitzende der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier ist Hobbypilot. Eine Zeit lang hat er sich in der Entwicklungsgesellschaft des Hahn engagiert. Als nichts recht vorangehen wollte, ist er ausgestiegen. Adrian weiß also, wovon er spricht, wenn er sagt: "Es scheint durch den neuen Geschäftsführer Heinz Rethage Bewegung reinzukommen."
Rethage plant genau das, was Adrian schon öfter vorgeschlagen hat: "Der Flughafen muss Kosten sparen und effizienter werden." Auch die Umsätze müssten gesteigert werden. Als Beispiel nennt Adrian den Flughafen Weeze nahe Düsseldorf. "Da werden keine Verluste eingefahren. Die arbeiten mit der Hälfte des Personals wie am Hahn, machen die Gastronomie selber und schmieren sogar die Brötchen."
Heinz Rethages Sanierungskonzept sieht unter anderem einen Stellenabbau vor. Nicht jeder ist ein Freund dieses Wortes, Sozialdemokraten schon gar nicht. Und so beeilt sich der zuständige Infrastrukturminister Roger Lewentz zu versichern, die Landesregierung stehe zum Flughafen, der Erhalt der Arbeitsplätze sei ihr Ziel. "Kündigungen sind mit mir nicht zu machen."
Allerdings scheint auch SPD und Grünen klargeworden zu sein, dass angesichts von Millionenverlusten Jahr für Jahr stärkeres betriebswirtschaftliches Denken vonnöten ist. SPD-Fraktionschef Hendrik Hering begrüßt die Vorschläge des Hahn-Chefs, die es sorgfältig zu prüfen gelte. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass diese nur eine von drei wichtigen Säulen seien. "Es müssen auch neue Kunden angesprochen und private Investoren gewonnen werden."
Grünen-Fraktionschef Daniel Köbler kommentiert, der Konzeptentwurf gehe "offensichtlich in die richtige Richtung". Vor allem seien grüne Grundforderungen beachtet worden, "nämlich dass der Betrieb weitgehend ohne staatliche Zuschüsse auskommen und sich die Gesellschaft konsolidieren muss".
Der FDP-Landesvorsitzende Volker Wissing hält Rethages Konzept für ambitioniert und begrüßt, "dass der Hahn in die Offensive geht". Wissings Ansicht nach sind die Grünen "der Klotz am Bein des Flughafens". Aus deren "ideologischer Geiselhaft" müsse sich die SPD befreien.
Manch einer in der Flughafengesellschaft betrachtet anscheinend eher den neuen Geschäftsführer Rethage als Klotz am Bein. Dass sich dieser und der zweite Geschäftsführer Wolfgang Pollety nicht gerade grün sind, ist allgemein bekannt. Förderlich dürfte es auch kaum sein, dass Rethages Vorgänger Jörg Schumacher dank eines Beratervertrages weiter mitmischen darf. Und die Belegschaft ist dem Vernehmen nach zutiefst verunsichert.
Für Hahn-Kenner Alexander Licht (CDU) steht fest: "In der Vergangenheit sind bei der Akquise von Fracht- und Passagiergeschäft riesige Managementfehler gemacht worden." Bei Rethages Sparvorschlägen müsse bedacht werden, dass dadurch auch Kunden vergrault werden könnten. Das betreffe zum Beispiel die geplanten höheren Parkgebühren. "Dann parken die Leute möglicherweise woanders oder fahren zu einem anderen Flughafen", sagt Licht.
Er und CDU-Chefin Julia Klöckner sind sich einig: Sie halten die Grundkonstruktion des Flughafens für falsch. "Das Geschäftsmodell muss von Grund auf überdacht und überarbeitet werden", sagt Licht. Laufende Kosten müssten durch laufende Erträge gedeckt werden. Vor allem müssten endlich Investoren gefunden werden. "Vom Sparen alleine kann ich noch kein Unternehmen erfolgreich betreiben", gibt Klöckner zu bedenken.Extra

Der Flughafen Hahn schreibt seit Jahren Verluste. 2012 lag das Minus bei 5,7 Millionen Euro, noch begünstigt durch Einmaleffekte wie Straßenverkäufe an den Landesbetrieb Mobilität. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 125 Millionen Euro. Der Landtag hat im Mai zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit des Hahn mit rot-grüner Mehrheit und gegen die Stimmen der CDU ein Hilfspaket über 120 Millionen Euro geschnürt, darunter Gesellschafterdarlehen über rund 80 Millionen Euro. Der Flughafen rechnet für dieses Jahr mit 2,4 Millionen Passagieren (2012: 2,7 Millionen) und 184 000 Tonnen Fracht (2012: 207 000 Tonnen).fcg

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