Neues Flensburger Punktesystem: Ab sofort sind Verkehrsrowdys bei acht Punkten den Führerschein los

Trier/Berlin · Verkehrsrowdys aufgepasst! Ab 1. Mai gilt ein neues Punktesystem. Für Raser und Ampelsünder bringt es verschärfte Regeln und höhere Bußgelder. Kritiker bezeichnen die Reform als Schnellschuss.

Das neue Punktesystem klingt verlockend: Für Verkehrsverstöße gibt es weniger Punkte als bislang, nur noch sogenannte sicherheitsrelevante Vergehen werden bestraft. Wer künftig etwa ohne Plakette in eine Umweltzone fährt, bekommt dafür keinen Punkt mehr, zahlt allerdings 80 statt 40 Euro Bußgeld. Auch ein fehlendes Autokennzeichen wird nicht mehr mit einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei bestraft.
Das neue System sei einfacher, klarer und verständlicher, meint Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). So gibt es nur noch drei Punktekategorien statt bislang sieben. Je nach Schwere des Verstoßes handelt sich der Verkehrssünder zwischen einem und drei Punkten ein. Bislang lag die Höchstgrenze bei sieben Punkten, etwa bei Fahren im Vollrausch. Allerdings sind Autofahrer ab heute auch schneller den Führerschein los: bei acht statt 18 Punkten.

Wer schon Punkte in Flensburg hat, bekommt diese automatisch in das neue System umgerechnet. Aus bis zu drei Punkten wird ein Punkt in der neuen Verkehrssünderkartei. Vorteil des neuen Systems: Jeder Verstoß verjährt für sich. Wer freiwillig ein Fahreignungsseminar besucht, kann zudem einen Punkt abbauen.

Weil mit einem Seminar bis dato bis zu vier Punkte gestrichen werden konnten, erhöhte sich in den vergangenen Wochen die Nachfrage bei den Fahrschulen. "Wir haben deshalb in allen Regionen zusätzliche Seminare angeboten", sagt Heinrich A. Haas vom Fahrlehrerverband Rheinland. Er kritisiert die Neuregelung als unüberlegten Schnellschuss. "Das Gesetz musste unbedingt noch vor der Neuwahl des Bundestags verabschiedet werden."
In der Flensburger Verkehrssünderdatei waren vor zwei Jahren neun Millionen Menschen erfasst. Nach Angaben des Verkehrsministeriums werden durch die Umstellung des Systems 141 000 Personen aus dem Register entfernt - weil von deren Verstößen keine Verkehrsgefährdung ausging.Mehr zum Thema:
Reformierte Verkehrssünderdatei: Neue Punkte für das Land
Gewinner und Verlierer des neuen Punktesystems 

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