Nicht gehaltene Reden und späte Debatten

Berlin · Rekordverdächtige 22,5 Stunden war die Tagesordnung der Bundestagssitzung ursprünglich lang, die am Donnerstag um neun Uhr begann. Der SPD-Abgeordnete Sascha Raabe sollte Freitagfrüh um 7.05 Uhr der letzte Redner sein. Es kam dann doch anders.

Berlin. Über die späte Bundestagsdebatte sprach unser Berliner Korrespondent Werner Kolhoff mit dem Abgeordneten.

Mussten Sie wirklich die ganze Nacht durchmachen?
Sascha Raabe: Nein, zum Glück haben auch meine Kollegen von den anderen Fraktionen die Einsicht gehabt, dass wir alle die Reden nicht halten, sondern nur zu Protokoll geben. Das ist bei einer ganzen Reihe von Tagesordnungspunkten, die davor lagen, genauso geschehen, so dass wir dann gegen 22 Uhr fertig waren.

Haben Sie das bedauert?
Raabe: Ich rede gern frei, da ist mir eine echte Debatte immer lieber, als eine Rede zu Protokoll zu geben. Es handelte sich jetzt aber nur um die erste Lesung eines allerdings wichtigen Themas, nämlich des Wirtschaftsabkommens zwischen den Karibikstaaten und der EU. Das wird nun in den Ausschüssen diskutiert, und in der zweiten Lesung, wenn abgestimmt wird, werden wir die Debatte nachholen.

Wären Sie denn vorbereitet gewesen, bis 7 Uhr durchzuhalten?
Raabe: Mit viel Kaffee hätte ich das sicher geschafft.

Was war bisher Ihre späteste Rede?
Raabe: Um 22 Uhr habe ich schon öfter geredet. Mein Fachgebiet, die Entwicklungszusammenarbeit, bringt es mit sich, dass wir oft spät dran sind. Ungerechtfertigt, muss ich sagen. Themen, die sich mit globalen Fragen beschäftigen, vom Klimawandel bis zum gerechten Welthandel, werden leider immer noch viel zu oft weit nach hinten gestellt. Langsam ändert sich das aber.

Ist das nicht ein blödes Gefühl: Sie arbeiten spätabends noch im Reichstagsgebäude, und draußen kriegt es keiner mit?
Raabe: Man muss fairerweise sagen, dass die Zuschauerquote der Bundestagsdebatten bei Phoenix auch nachmittags nicht besonders hoch ist. Die Reden, die zu Protokoll gegeben werden, zählen auch als offizielle Reden. Sie stehen im Internet.

Glauben Sie, dass Ihre am Donnerstag zu Protokoll gegebene Rede jemals von jemandem gelesen wird?
Raabe: Von den Fachpolitikern sicher. So wie ich auch die Reden der anderen lesen werde. Ebenso Leute, die das Thema von außen verfolgen. wk

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