Noch sieben Monate: Blatter bleibt bis Februar im Amt - Eklat bei Pressekonferenz

Zürich · Joseph Blatter bleibt länger als erwartet im Amt. Der neue Fifa-Präsident soll erst im Februar 2016 gewählt werden. Uefa-Chef Michel Platini festigt aber seine Favoritenrolle. Bei der Pressekonferenz sorgt ein inszenierter Dollar-Regen des britischen Komikers Simon Brockin für einen Eklat.

So hatte sich Joseph Blatter den Beginn seiner Pressekonferenz nicht vorgestellt. Ein Anti-Fifa-Aktivist sorgte am Montag mit einem Bündel Geldscheine für Erheiterung oder Irritation - das kam auf den Standpunkt an. Der Komiker Simon Brockin aus Großbritannien verstreute Dollarscheine in Richtung des Fifa-Präsidenten. "Das ist für Nordkorea 2026", rief Brodkin. "Als Botschafter des nordkoreanischen Fußballs bin ich froh, dass ich einen Deal mit der Fifa und Nordkorea für die WM 2026 abschließen konnte." Danach wurde er vom Sicherheitsdienst abgeführt und auf ein Züricher Polizeirevier gebracht.

"Das hat nichts mit Fußball zu tun", sagte Blatter. Nun müsse erst einmal saubergemacht werden, kündigte der 79-Jährige an. Die Pressekonferenz nach der Sitzung des Exekutivkomitees begann deshalb mit Verspätung.

Niederlage für Blatter-Gegner

"Das hat nichts mit Fußball zu tun", sagte Blatter. Nun müsse erst einmal saubergemacht werden, kündigte der 79-Jährige an. Die Pressekonferenz nach der Sitzung des Exekutivkomitees begann deshalb mit Verspätung.

Doch das half alles nichts. Trotz Geldregen auf den umstrittenen Noch-Fifa-Boss mussten seine Widersacher aus Europa eine krachende Niederlage kassieren. Der neue Präsident des skandalumtosten Fußball-Weltverbands soll erst am 26. Februar 2016 gekürt werden und damit deutlich nach dem Wunschtermin des Lagers mit DFB-Chef Wolfgang Niersbach. Immerhin: Der 79-Jährige bekräftigte nach dem jüngsten Schlingerkurs seinen Abschied. "Ich wünsche allen Kandidaten Erfolg, auch Michel Platini", sagte der Schweizer.

Für die Wahl des neuen mächtigsten Manns im Fußball festigte der aktuelle Uefa-Präsident und Blatter-Kontrahent seine Stellung als Top-Kandidat. Platini soll Zusagen der Konföderationen aus Europa, Asien, Südamerika sowie Nord- und Zentralamerika haben.

"Stand heute sind die Aussichten gut, dass man Mehrheiten bekommt, die letztendlich auch ausschlaggebend sind für die Wahl eines Kandidaten", sagte Niersbach. Für den Fall eines positiven Entschlusses wird Niersbach als möglicher neuer Uefa-Präsident gehandelt.

Doch vorerst bleibt der in Europa ungeliebte Blatter noch mehr als sieben Monate im Amt. Der 79 Jahre alte Schweizer hatte Anfang Juni zwar seinen Rückzug angekündigt, wollte aber selbst noch den Reformprozess in der skandalumwitterten Fifa anführen. Deshalb hatte er für den außerordentlichen Kongress ein Datum im kommenden Jahr bevorzugt.

Bei der Reform soll Blatter jedoch laut Niersbach keine offizielle Position mehr haben. Eine Kommission mit einer unabhängigen Persönlichkeit an der Spitze soll die Wandlung beim korruptionsgeschädigten Weltverband überwachen und leiten. Dafür werde die Task Force "Reformen" mit jeweils zwei Vertretern der Verbände aus Asien, Afrika, Europa und Nord- und Mittelamerika sowie je einem Repräsentanten aus Südamerika und Ozeanien gegründet. "Es sind zehn Spieler und ein Trainer, eine unabhängige Person", erklärte Blatter.

Vor allem die Gegner im Exekutivkomitee aus Europa um Uefa-Präsident Platini und DFB-Chef Niersbach hatten auf eine Neu-Wahl vor Weihnachten gepocht. Darauf konnte sich das Exekutivkomitee jedoch nicht einigen, weil sich Asien gegen einen Dezember-Termin direkt nach der Club-WM in Japan aussprach und Afrika gegen den Januar wegen eines zeitgleichen Kontinental-Turniers opponierte.

Platini gilt als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge seines früheren Intimus und heutigen Widersachers Blatter. Der 60-Jährige hat sich allerdings noch nicht offiziell zu einer möglichen Bewerbung geäußert.

Zuvor hatte sich erstmals der unterlegene Gegenkandidat Blatters bei der Wahl Ende Mai zu Wort gemeldet. "Die Zukunft der Fifa steht auf dem Spiel", sagte der jordanische Verbandschef und Fifa-Vizepräsident Prinz Ali bin al-Hussein.

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