Rechte Freunde gemeinsam gegen den gefährlichen Feind

St Petersburg · In Sankt Petersburg haben sich rund 300 Vertreter rechtsradikaler und faschistischer Parteien aus ganz Europa getroffen. Ziel des "Konservativen Forums" ist es, den Kurs der europäischen Regierungen zu korrigieren.

St. Petersburg. Den Zutritt zum "Internationalen Russischen Konservativen Forum" im Hotel Holiday Inn in Sankt Petersburg regeln bunt uniformierte Kosaken. In den Händen halten sie stattliche schwarze Lederpeitschen. Die Kosaken erfüllen gleich mehrere Aufgaben. Als folkloristische Darbietung verleihen sie der Veranstaltung Kolorit und als Sicherheitspersonal demonstrieren sie traditionelle russische Wehrbereitschaft. Denn das ist das übergeordnete Thema des Forums: Auf der Hut sein gegen die liberalen Einflüsse aus den USA und seinen europäischen Handlangern.
Rund 300 Vertreter rechtsradikaler und faschistischer Parteien aus Europa waren der Einladung nach Sankt Petersburg gefolgt. Es gab in der Bevölkerung auch vorsichtigen Widerspruch gegen den Aufmarsch der extremistischen Rechten in der Stadt an der Newa. Das ehemalige Leningrad trägt die Auszeichnung Heldenstadt, weil sie im Zweiten Weltkrieg 900 Tage der Blockade der deutschen Nazi-Armee widerstand. Hunderttausende gingen damals zugrunde. Das Gedenken an die Geschichte des Grauens ist ständig und überall präsent.
Wer sich diesem Thema nicht mit dem vermeintlich erforderlichen Respekt nähert, muss mit harten Konsequenzen rechnen. Anfang 2014 stellte der oppositionelle Fernsehkanal Doschd die Frage, ob eine Kapitulation Leningrads nicht auch vertretbar gewesen wäre, um Leben zu retten? Ein Sturm der Entrüstung brach los und der Sender verlor ob seiner unpatriotischen Haltung die terrestrischen Frequenzen. Veteranenverbände machten mobil. Das Konservative Forum erzeugte dagegen kaum Widerspruch. Eine Handvoll junger Antifaschisten trommelte vor dem Hotel und wurde von der Polizei festgenommen. Ein paar ältere Petersburger demonstrierten mit handgemalten Pappschildern: "Faschisten nehmen Petersburg". Erst haben wir ihnen widerstanden, jetzt laden wir sie ein, meinte eine ältere Kommunistin kopfschüttelnd.
Russland hat inzwischen eine andere Agenda. Es kämpft gegen den vermeintlichen Faschismus in der Ukraine, schmiedet seit längerer Zeit aber Bündnisse mit rechtsextremen und faschistischen Parteien in Europa. Der Logik zufolge gibt es inzwischen gute und böse Faschisten. Die guten ziehen mit Moskau, das eine Internationale der Reaktion errichten möchte. Das Ziel ist die Zersetzung der Europäischen Union. Eine "virtuelle Komintern", nannte es Oleg Ignatow, ein dem Kreml nahestehender Beobachter. Russland sei wegen Sanktionen und Isolation gezwungen, "sich nach neuen politischen Möglichkeiten in Europa umzuschauen". Neben propagandistischen Zielen könnte dieser "Club von Freunden" auch "Druck auf die europäischen Regierungen ausüben, um deren politischen Kurs zu korrigieren".
Die Unterstützung Russlands gegen die "Junta" in Kiew war einer der wesentlichen Punkte, der auch in die Abschlussresolution aufgenommen wurde. Von nun an sollen solche Treffen jährlich stattfinden. Die Initiative zur Konferenz ging von der Petersburger Organisation der Partei Rodina (Heimat) aus. Ihr Vorsitzender Jurij Ljubomirskij eröffnete auch das Forum: "Die Politik der Nato zielt darauf ab, aus Europa ein Land der Dritten Welt zu machen. Wir wollen aber ein starkes Europa. Wir kämpfen gemeinsam gegen einen gefährlichen Feind", sagte Ljubomirskij mit Blick auf die USA.

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