Republikaner schießen gegen Hillary Clinton

Washington · Sie stehe für Arroganz der Macht, Korruption und Vertuschung: Republikaner zielen mit Verbalattacken auf Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton.

Es sind düstere Bilder, aufgenommen im Dämmerlicht. An einer tristen Straße, gesäumt von heruntergekommenen Mietskasernen, warnt ein Schild, dass es hier in eine Sackgasse geht. Leere Fensterhöhlen sind mit Sperrholz verrammelt, an einer Parkuhr hat sich eine vergessene Gardine verhakt.

Dann lässt der Regisseur Zeitungsschlagzeilen über eine Klinkerwand flimmern, fette Überschriften, die davon handeln, dass eine Spende für die Stiftung Bill Clintons einen Ethikpakt verletzte, den Bill mit dem Weißen Haus schloss, bevor seine Frau Außenministerin wurde. Hillary verkörpere die Washington-Maschine in ihrer schlimmsten Form. Sie stehe für Arroganz der Macht, Korruption und Vertuschung, kommentiert eine Sprecherin, während finstere Szenen den Eindruck erwecken, als stammten sie aus einem Schwarzweißfilm über den Mafiapaten Al Capone. Kaum hatte Hillary Clinton ihre Kandidatur fürs Weiße Haus verkündet, ließ der konservativ-libertäre Senator Rand Paul auch schon den ersten "Attack Ad" schalten. Den ersten jener berüchtigten Wahlkampfstreifen, die den politischen Gegner persönlich angreifen, nicht selten unterhalb der Gürtellinie.

Seit Sonntag feuern sie aus allen Rohren, die Republikaner, die in Clinton natürlich die härteste Rivalin im Ringen ums Oval Office sehen. Überraschend kommt das für keinen, höchstens gibt es einen Vorgeschmack, was für eine Schlammschlacht bis November 2016 noch geführt werden dürfte.

Man müsse es besser machen als unter Obama und Clinton, deren Außenpolitik "die Beziehungen zu unseren Verbündeten beschädigte und unsere Feinde ermutigte", rügt via Video Jeb Bush, der Ex-Gouverneur Floridas, der wohl schon bald offiziell an den Start geht, womit die Wahl ganz im Zeichen des Duells zweier politischer Dynastien stehen dürfte - die Bushs gegen die Clintons. Scott Walker, der Gouverneur von Wisconsin, für manche ein Geheimtipp, versucht es mit dem üblichen Muster relativ frischer Gesichter, die gern zur Rebellion gegen die Seilschaften des verkrusteten Hauptstadtbetriebs rufen. Clinton habe diese Washington-weiß-alles-besser-Mentalität, die das Land ja gerade hinter sich lassen wolle, wettert Walker. Reince Priebus, der Parteivorsitzende, vergleicht die frühere First Lady mit Richard Nixon, dem Schurken des Watergate-Skandals, indem er ihr Geheimniskrämerei und Täuschungsmanöver unterstellt. Wer sich auf einer Website der Grand Old Party verpflichtet, sich mit allen Kräften gegen sie zu stemmen, wird mit einem "Stop Hillary"-Aufkleber fürs Auto belohnt, in Form eines Stoppschilds.

Das alles erinnert an eingespielte Reflexe. In Clintons Fall wirkt es umso paradoxer, weil sie sich eigentlich gut mit den Republikanern versteht, mit einigen sogar blendend. Bob Gates zum Beispiel, Verteidigungsminister sowohl unter George W. Bush als auch unter Barack Obama, merkt in seinen Memoiren an, dass er eine sehr starke Partnerschaft mit der Chefdiplomatin Clinton aufgebaut habe. "Teils lag es daran, dass wir bei fast jeder wichtigen Frage einer Meinung waren." Der ergraute Senator John McCain, weltpolitisch ein Hardliner, zählt sie zu seinem Freundeskreis. Im vorigen Jahr lud er sie ein zu einer Strategiekonferenz nach Arizona, was er mit Lobeshymnen begleitete. Man müsse lange suchen, um jemanden zu finden, der so genau wie sie über die "Herausforderungen rund um den Globus" im Bilde sei.

Aufgewachsen in einer typischen Mittelschichtenfamilie im Vorortgürtel Chicagos, engagierte sich Hillary Rodham, als sie politisch aktiv wurde, übrigens zuerst bei den Republikanern. An der High School war sie ein "Goldwater Girl", da rührte sie die Werbetrommel für Barry Goldwater, einen erzkonservativen Senator, der 1964 ins Weiße Haus strebte, aber gegen Lyndon B. Johnson verlor. Noch zum Studium am Wellesley College reiste sie mit Goldwaters Klassiker ("Das Gewissen eines Konservativen") im Koffer an, ehe sie irgendwann zu den Demokraten wechselte. Es sei eine Wende, über die man herrlich plaudern könne mit ihr, notiert Gates.

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